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Der Pedibus - Gemeinsam zu Fuss zur Schule (mit Kurzbeispiel)

Erstellt am 14.12.2015
Aktualisiert am 30.09.2020

Eine Pedibuslinie unterwegs (Foto: Sarah Carp) Eine Pedibuslinie unterwegs (Foto: Sarah Carp)

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Pendler
  • Gemeinden
  • Fuss

Jährliche Betriebskosten

  • gering (bis Fr. 5'000.-)
0 5'000 20'000
  • gering (bis Fr. 5'000.-)

Investitionskosten

  • gering (bis Fr. 10'000.-)
0 10'000 50'000
  • gering (bis Fr. 10'000.-)

Raumtyp

  • Zentrum / Stadt
  • Agglomeration
  • Ländlich / Dorf

Gemeindegrösse

  • < 5'000 Einwohner
  • 5'000 - 10'000 Einwohner
  • 10'000 - 20'000 Einwohner
  • > 20'000 Einwohner

Pedibus: zwei auf einen Streich! Ein vielsagender Name für ein Mobilitätsprogramm, das läuft! Weit davon entfernt, ein Werbeslogan zu sein, verbindet der Pedibus die Geselligkeit eines Busses mit den wohltuenden Wirkungen des Zufussgehens. An jedem Schultag begleiten Erwachsene die Kinder zu Fuss auf festgelegten Routen auf ihrem Weg zur Schule und zurück.

Beschreibung

Hintergrund

In unserer Zeit bereiten den Eltern die den Kindern obliegenden Wege oft ziemliche Sorgen. Wie kann ich mein Kind zur Schule bringen, wenn mich das Berufsleben täglich mehr in Anspruch nimmt? Wie kann andererseits die Verkehrssicherheit der Kinder mit dem stetig wachsenden Verkehrsaufkommen gewährleistet werden? Diesem doppelten Problem begegnen so manche Eltern, indem sie ihre Kinder im Auto zur Schule bringen. Diese Lösung eines ganz reellen Problems ist zweischneidig. Denn: was wäre, wenn, während ich mein Kind in meinem Auto geschützt zur Schule bringe, einer seiner Klassenkameraden durch mich verunfallte? Diese Möglichkeit entmutigt zahlreiche Eltern. Da genau setzt der Pedibus an. Unter der Führung eines Erwachsenen nehmen die Kinder einen „Bus auf Füssen“, um zur Schule zu gelangen. Aus einem ganz persönlichen Problem erwächst eine kollektive Antwort für das Wohl der Kinder und der Eltern.

Angebot

Der Pedibus nimmt Gestalt an, sobald eine bestimmte Anzahl Eltern sich zusammentun, um die Wege ihrer Kinder in der unteren Altersgruppe (vier bis acht Jahre) zu organisieren. Die Erwachsenen bieten den Schulkindern des Quartiers eine Begleitung beim Fussweg zur Schule. Die Kinder warten am vereinbarten Sammelpunkt, der durch eine Tafel gekennzeichnet ist (mit Fahrplan und evtl. Route), auf den Pedibus, um mit ihm bis zur Schule zu schlendern. Von je weiter her die Kinder kommen, desto länger müssen diese Buslinien sein. Eine Pedibuslinie ist im Durchschnitt 700 m (kantonaler Durchschnitt) oder 10 bis 15 Minuten Unterwegszeit lang. Ein Erwachsener kann sich um etwa acht Kinder kümmern. Die Eltern achten bei der Streckenwahl auf den sichersten Weg. So kann das Kind einmal diesen Weg auch allein gehen, wenn es genügend unabhängig und sicher geworden ist. In der Regel sind die begleitenden Erwachsenen Eltern der teilnehmenden Kinder, dies ist aber nicht zwingend notwendig: Grossmütter, Tagesmütter, Kindermädchen oder SeniorInnen können diese Rolle in Absprache mit den anderen Eltern ebenfalls übernehmen.

Erfahrungen

Seit 1999 ist Lausanne der schweizerische Vorreiter in Sachen Schulweg. Auf Initiative der städtischen Kinderbeauftragten und der Einwohner des Quartiers Sous-Gare ist dort der erste Schweizer Pedibus realisiert worden. Aus der Feststellung heraus, dass die Sicherheit der Kinder sich nicht auf das unmittelbare Umfeld der Schule beschränkt, sondern den ganzen Weg zwischen Zuhause und Schule betrifft, haben Eltern und Behörden ihre Anstrengungen vereint und sind gemeinsam vorangegangen, um die Sicherheit der kleinen Schulkinder auf ihrem Schulweg zu garantieren. Allerdings sind Pedibusse nicht nur für die Sicherheit eine hervorragende Einrichtung. Sie erlauben es, Bindungen zwischen den Kindern und zwischen Kindern und Eltern zu schmieden: ein anerkannter Gewinn an Geselligkeit und Gemeinschaft.  

Seit Eröffnung der ersten Linie im Jahre 1999 im Kanton Waadt hat der Erfolg des Pedibus über die Jahre hinweg nicht abgenommen. In Lausanne existieren heute 15 Linien, welche 9 unterschiedliche Schulen erschliessen. Im übrigen Waadtland sind insgesamt 65 Linien aktiv (Stand Sommer 2015) wie in Bercher, Bex, Chavornay, Concise, Cugy, La Tour de Peilz, La Saraz, Morges, Ollon, Orbe, Pully, Prilly, Vevey, Yverdon und Yvonand. Der Pedibus ist sogar in kleinen Dörfern beliebt wie Arzier, Froideville oder Clarmont. Alle Linien sind auf der Website der kantonalen Kampagne „ça bouge!“ aufgeführt (siehe Links weiter unten).

Im Kanton Genf sind mehr als 30 Pedibusse in Betrieb. Auch die anderen Westschweizer Kantone Fribourg, Wallis, Jura und Neuenburg sind aufgesprungen.

Wirkung

Umwelt und Energie

Weil er auf den Langsamverkehr setzt, hat ein Pedibus überhaupt keine negativen Umweltauswirkungen. Im Gegenteil beobachtet man einen geringeren Gebrauch von Privatfahrzeugen im Umfeld der Schulen.

Gesellschaft

Der Pedibus stärkt die soziale Dynamik, indem er die aktiven Kräfte der Eltern nutzt und sie um ein Quartierprojekt herum mobilisiert. Gemeinschaftsgeist und Zugehörigkeitsgefühl entfalten sich deutlich in den Wohnquartieren. Schliesslich ist zu Fuss gehen für alle gesund.

Wirtschaft

Mit seinen äusserst geringen internen und externen Kosten trägt der Pedibus zu Einsparungen gegenüber allen anderen Möglichkeiten für den Schulweg bei. Er minimiert den Bedarf an Energie, Platz und Personal.

Werkzeuge

Vorgehen

  1. Interesse seitens der Eltern abklären. Dafür bieten sich mehrere Vorgehensweisen: Verteilen eines Fragebogens zur Interessensbekundung an die Schuleltern (über die Lehrpersonen). Ein Aushang beim Schuleingang oder Quartierzentrum kann ebenfalls Interesse wecken.
  2. Infoblatt an alle Eltern von Kindern verschicken, welche sich für Pedibus interessiert gezeigt haben sowie Einladung zum gemeinsamen Treffen mit folgendem Ziel:
  • das Vorgehen zur Umsetzung des Pedibus vorstellen. Dazu existieren zahlreiche Dokumente, welche beim Kantonsdelegierten oder der Westschweizer Koordination bezogen werden können.
  • die Fragen der Eltern beantworten;
  • die Pedibuslinien definieren, welche den Schulwegen der Kinder entsprechen, sowie Eltern finden, die bereit sind, als PedibusfahrerInnen die Begleitung der Kinder zu übernehmen.

3. Einrichtung einer Pedibuslinie:

  • Pedibus-Tafeln bestellen oder eine Malwerkstatt mit den Kindern zur Herstellung von Pedibus-Tafeln organisieren und anschliessende Montage dieser Tafeln an den vorgesehenen Orten durch den Verkehrsdienst der Gemeinde;
  • Detailplanung erstellen mit genauen Fahrplänen, einer Liste der PedibusfahrerInnen und ihrer StellvertreterInnen. Ein Pedibus kann täglich 4 „Fahrten“ zurücklegen, er kann sich jedoch auch nur auf den Morgen beschränken, um die Kinder in die Schule zu bringen oder nur an einem bestimmten Tag in der Woche. Die Häufigkeit hängt von der Verfügbarkeit der PedibusfahrerInnen ab und kann schrittweise ausgebaut werden;
  • Evtl. Ansteckknöpfe für die PedibusfahrerInnen und die Kinder herstellen;  
  • „Spielregeln“ der Pedibuslinie festlegen. Es existieren Charta-Modelle für FahrerInnen, Kinder, Eltern und Beispiele von Reglementen;
  • Brief mit dem Startdatum an alle von der Pedibuslinie betroffenen Eltern versenden. Beifügen von Einschreibtalons für teilnehmende Kinder und für Eltern, die als PedibusfahrerInnen teilzunehmen wünschen, um eine aktive Beteiligung an dieser Initiative zu stimulieren;
  • Pedibuskurse starten;
  • Nach einer Testphase eine erste Sitzung einberufen, um den Betrieb des Pedibus auszuwerten und, wo notwendig, zu verbessern;
  • Allenfalls neue PedibusfahrerInnen suchen, um das Pedibus-Angebot auszuweiten.

4. Um das Interesse am Pedibus wachzuhalten:

  • Einige Anlässe im Verlauf des Jahres organisieren, zum Beispiel ein Pedibusfest (mit einer Rallye für die Kinder), Verteilung von Leckereien an die kleinen Busbenutzer durch den Pedibus-Nikolaus, Organisation eines Essens für die PedibusfahrerInnen usw., je nach Lust und Laune.

Das präsentierten Schritte entsprechen dem „Standardvorgehen“, um einen Pedibus auf die Beine zu stellen, sowohl für Private wie auch Gemeinden. In beiden Fällen steht die kantonale Koordination unterstützend zur Seite, sei es bei der Durchführung eines Infotreffens (im Rahmen von Informationsabenden für Schuleltern oder Gemeinden), beim Aufbau und Unterhaltung einer Linie oder in Form von Informationsmaterialien. Auf Gemeindeebene gibt es ebenfalls einige KoordinatorInnen, welche die GemeindebewohnerInnen beraten.

Finanzierung

Die Betriebskosten des Pedibusses sind sehr gering, weil das System auf einem Dienstaustausch zwischen Eltern beruht. Dieses Vorgehen verlangt keine umfangreichen Materialien, die Ausgaben sind sehr gering. Man muss etwa zwischen Fr. 165.- und 185.- für eine Pedibus-Tafel (Tafeln der Westschweizer Koordination) und Fr. 2.- je Teilnehmer für die Ansteckknöpfe (FahrerIn oder Kind) rechnen. Falls die Gemeinde für Organisation und Umsetzung eine Projektleitung einsetzen möchte, kann dieser Auftrag unkompliziert ins Pflichtenheft eines Angestellten der Gemeindeverwaltung integriert werden. Falls notwendig kann die Planung der Wege einem Planungsbüro überlassen werden.

Marketing

Eine Pedibuslinie, für Aktionswoche „Zu Fuss zur Schule“ mit Ballonen geschmückt. Eine Pedibuslinie, für Aktionswoche „Zu Fuss zur Schule“ mit Ballonen geschmückt.

Die Schule ist ein guter Ort, um den Pedibus bekanntzumachen. Sobald die Schüler das neue Schuljahr beginnen, können Info-Flyer an die Eltern verteilt werden. Die Saisonereignisse können ebenfalls als Promotionsträger dienen, um den Medien die Botschaft zu übermitteln: Pedibus-Stand beim Quartierfest, Mitmachen bei Grossereignissen (Europäische Mobilitätswoche, Aktionswoche „Zu Fuss zur Schule“). Quartierzentren, Freizeitzentren, Kirchgemeinden und Vereinigungen können Informationen auf ihrem Niveau streuen.

Weitere Informationen

Weiterführende Links:

Kontaktadressen und Bezugsquellen:

  • Kanton Waadt:
    Coordination Pédibus Vaud
    ATE Association transport et environnement
    Rue de la Barre 6
    CH-1005 Lausanne
    Tel. 076 330 83 58

  • Stadt Lausanne:
    Coordination Pédibus pour la Ville de Lausanne
    Service des écoles primaires et secondaires
    Place Chauderon 9, CP 5032
    CH-1002 Lausanne
    Tel. 021 315 64 19
    oder
  • Westschweiz und Tessin:
    Bureau romand ATE
    Rue des Gares 9
    CH-1201 Genf
    Tel. 022 734 70 44

  • Deutschschweiz:
    Koordination Pedibus VCS
    Aarbergergasse 61, Postfach
    CH-3001 Bern
    Tel. 031 382 58 46

Fragen Sie auch die Vertreter von Mobilservice Praxis Ihres Kantons um Rat.

Verantwortlich für die Ausarbeitung dieses Praxis-Beispiels:

Kanton Waadt / Canton de Vaud
Direction générale de la mobilité et des routes
Division management des transports
Place de la Riponne 10
CH-1014 Lausanne
Tel. 021 316 73 73