RechercheRecherche ein-/ausklappen

Die 3 Recherchefunktionen für Ihre gezielte Suche in der Mobilservice Datenbank: Stichwortsuche, einfache Suchmaske (Piktogramme) und verfeinerte Suchkriterien (weiter unten).

In welchen Inhalten suchen?
Verkehrsmittel
Verkehrszweck

Auswahl aufheben

À pied, c'est mieux! Eine Schulwegkampagne (mit Kurzbeispiel)

Erstellt am 24.01.2007
Aktualisiert am 30.09.2020

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Pendler
  • Gemeinden
  • Fuss

Jährliche Betriebskosten

  • gering (bis Fr. 5'000.-)
0 5'000 20'000
  • gering (bis Fr. 5'000.-)

Investitionskosten

  • gering (bis Fr. 10'000.-)
0 10'000 50'000
  • gering (bis Fr. 10'000.-)

Raumtyp

  • Zentrum / Stadt
  • Agglomeration
  • Ländlich / Dorf

Gemeindegrösse

  • < 5'000 Einwohner
  • 5'000 - 10'000 Einwohner
  • 10'000 - 20'000 Einwohner
  • > 20'000 Einwohner

Der tägliche Kindergarten- und Schulweg hat eine grosse Bedeutung für die gesundheitliche und soziale Entwicklung der Kinder. Doch diese Wege sind mit zunehmenden Einschränkungen vor allem durch den Autoverkehr verbunden. Ein Teil dieser Probleme ist hausgemacht, weil immer mehr Eltern ihre Kinder mit dem Privatwagen zur Schule fahren. Die Kampagne "À pied, c'est mieux!" soll die Eltern motivieren ihre Kinder statt mit dem Auto zu Fuss zur Schule zu bringen.

Beispiele im Kanton Neuenburg

Im Rahmen der Schulwegkampagne "À pied, c'est mieux!" wurden im Herbst 2001 an drei Schulen (in Neuenburg, Le Locle und La Chaux-de-Fonds) Kinderfeste organisiert. Es gab viele Aktivitäten mit Basteleien, Bewegungsspielen, Luftballons, Kuchenbasaren und vielem mehr. An die Eltern und Schüler wurden Informationsmaterialien verteilt. In Gesprächen und Diskussionen zwischen Schülern, Eltern, Lehrern und Verkehrserziehern wurde versucht, die Eltern für die Probleme zu sensibilisieren und von den Vorteilen des zu Fuss Gehens der Kinder zu überzeugen. Auch die Polizei beteiligte sich an der Kampagne und sprach die Auto fahrenden Eltern auf Ihr Verhalten und die Gefahren für die Schulkinder im Strassenverkehr an. Die Ergebnisse sind erfreulich. Beispielsweise gehen fast die Hälfte der Kinder, die immer mit dem Auto zur Schule gebracht wurden, nach der Kampagne häufiger zu Fuss.

Die Füsse im Zentrum: Kreativer Aktionstag am Collège des Parcs in Neuenburg Die Füsse im Zentrum: Kreativer Aktionstag am Collège des Parcs in Neuenburg

Beispiel Evilard/Leubringen

Die Kampagne "A pied, c'est cool / Sälber i Chindsgi" in der zweisprachigen Gemeinde Evilard/Leubringen setzt sich für einen sicheren und erlebnisreichen Kindergarten- und Schulweg ein. Inspiriert durch das Projekt "A pied, c'est mieux!" und mit Unterstützung des Sportwissenschaftlichen Instituts des Bundesamts für Sport in Magglingen zielt das Projekt neben dem Sicherheitsaspekt auf die Reduzierung des Verkehrsaufkommens im direkten Umfeld des Kindergartens. 

Dafür wurde im Februar 2002 eine Arbeitsgruppe gebildet, die in regelmässigen Treffen die verschiedenen Projektschritte bespricht, mit dem Gemeinderat und der Schulkommission abstimmt und diese Informationen an die Eltern weiterleitet (Elternabende, Infoblättern, Flyer sowie Internet). Weitere Vorhaben sind die Errichtung von Blinklicht-Signalanlagen an wichtigen Querungsstellen entlang der Hauptstrasse und die Einrichtung eines offiziell beschilderten Ausladeplatzes, von dem aus die Kinder die letzten Schritte zum Kindergarten sicher zu Fuss gehen können. Die Elternbefragungen und Zählungen zeigten erste Erfolge. Vor allem werden weniger Kinder mit dem Auto bis direkt vor den Kindergarten gebracht.

Beschreibung

Hintergrund

Immer mehr Eltern fahren ihre Kinder mit dem Privatwagen zur Schule, obwohl das für die Kinder in mehrerer Hinsicht negative Folgen hat. Zum einen kommt ihnen mit dem täglichen Schulweg eine wichtige Erfahrungs- und Erlebnisquelle abhanden, zum anderen gewöhnen sie sich sehr früh an die motorisierte Mobilität. In der Umgebung von Schulen erhöht sich die Verkehrsbelastung. Zudem bewegen sich die Kinder weniger, was zu Übergewicht und einer reduzierten Beweglichkeit führen kann.

Hier setzt die von der Kommission für Verkehrserziehung des Kantons Neuenburg (Commission d'éducation routière - CER) ausgearbeitete Kampagne "A pied, c'est mieux!" an. Ziel dieses Projektes ist es, die Eltern zu motivieren, ihre Kinder zu Fuss zur Schule zu begleiten und später den Weg alleine gehen zu lassen. Die Leitidee der Schulwegkampagne ist, dass die Initiative für die Durchführung der Aktivitäten von den Eltern oder der Schule selbst kommt ("bottom-up"), von den öffentlichen Stellen jedoch unterstützt und begleitet wird. Mit selbstorganisierten Aktionstagen und direkter Information soll eine Sensibilisierung und Verhaltensänderung stattfinden.

Angebot

Die Botschaft am Aktionstag in Le Locle lautete: zu Fuss gehen ist gesünder und erlebnisreicher Die Botschaft am Aktionstag in Le Locle lautete: zu Fuss gehen ist gesünder und erlebnisreicher

Die Kampagne "À pied, c'est mieux!" gibt es seit 1999. Sie wurde durch die Verkehrserziehungskommission des Kantons Neuenburg innitiiert und seit 2001 durch die Stiftung für Gesundheitsförderung (heute Gesundheitsförderung Schweiz) finanziell unterstützt. Diese Bildungskampagne, ausgerichtet auf die Gesundheit, die Sicherheit und auf das Wohlergehen von Schulkindern, ist einzigartig in der Schweiz.

Das Kommunikationskonzept der Kampagne besteht aus zwei Ansätzen: Einerseits wird Gesundheit mit Sicherheit in Verbindung gebracht. Dafür werden den Eltern die Gesundheitsschädigungen und Unfallgefahren aufgezeigt, die durch das tägliche Chauffieren der Schüler per Auto an den Zugängen und innerhalb der Schulzonen verursacht werden. Andererseits wird auch der Zusammenhang zwischen Gesundheit und physischer Aktivität beleuchtet. Durch die tägliche Bewegung auf dem Weg zur Schule sind positive Wirkungen auf die Gesundheit sowie auf die soziale und motorische Entwicklung des Kindes nachgewiesen.

Die Kampagne zielt auf eine freiwillige Umstellung der Mobilitätsgewohnheiten. Eine Sensibilisierung für das Mobilitätsverhalten erscheint hier besonders erfolgsversprechend, da der Gebrauch des Autos für den Schulweg oft keine absolute Notwendigkeit darstellt. Dabei richtet man sich vor allem an die Eltern der Schüler aus den ersten Klassen, da sich in diesem Alter viele Lebensgewohnheiten entwickeln.

Jedes Jahr erhalten die Schülerinnen und Schüler von der 1. bis zur 7. Klasse Informationsmaterialien sowie logistische Unterstützung für die Organisation eines "Pedibus".

Eine Eine "Pedibus"-Haltestelle kann durch eine offizielle Tafel gekennzeichnet werden.

Erfahrungen

Wichtigste Erfahrung der Kampagne "À pied, c'est mieux!" ist laut den Projektverantwortlichen, dass die Aktion mehrmals wiederholt werden muss. Denn nach den sicht- und messbaren Erfolgen während und unmittelbar nach den Aktionstagen nimmt das alte Verhalten, also das Chauffieren der Kinder im Auto, bald wieder überhand. Wichtig ist zudem eine gut vorbereitete direkte Kommunikation. Nebst dem Informationsmaterial, das an Eltern und Schüler abgegeben wird, ist das Gespräch an Ort und Stelle zu suchen: Lehrerinnen und Verkehrserzieher diskutieren mit Schülerinnen und Schülern, Polizisten sprechen die im Auto anfahrenden Eltern auf das Thema an.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) liess die Kampagne durch die Universität Bern auswerten. Die dazu im April/Mai 2002 durchgeführte Elternbefragung zeigte ein überwiegend positives Urteil in allen drei teilnehmenden Schulen. Von den meisten Eltern (über 90 %) wird ein Nutzen für die Verbesserung der Gesundheit gesehen. Immerhin ein Viertel der Eltern gab an, dass ihre Kinder seit der Kampagne öfter zu Fuss zur Schule gehen als vorher. Bei den Kindern, die bislang überwiegend mit dem Auto zur Schule gebracht wurden (Anteil ca. 12 %), sind es beinahe die Hälfte, die nun häufiger zu Fuss zur Schule gehen.

Als optimaler Zusatz zu diesem Angebot erweist sich der "Pedibus". Dieser "Schulbus auf Füssen" wurde ursprünglich in Lausanne entwickelt und bringt die Kinder auf bestimmten Routen von einem Elternteil begleitet zu Fuss zur Schule. Dieses Angebot wurde auf Eigeninitiative der Eltern in die Kampagne "À pied, c'est mieux!" integriert und hat wesentlich zum Erfolg beigetragen.

Wirkung

Umwelt und Energie

Das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern hat im Jahr 2003 eine Evaluation der Schulwegkampagne im Kanton Neuenburg durchgeführt. Etwa ein Viertel der Eltern gaben an, dass ihre Kinder seit der Kampagne (noch) mehr zu Fuss zur Schule gehen als vorher. Grob geschätzt kann man deshalb für eine Schulklasse mit 20 Kindern annehmen, dass 5 davon durch die Kampagne vermehrt zu Fuss in die Schule gehen, statt sich mit dem Auto der Eltern bringen zu lassen. Bei einer angenommenen durchschnittlichen Länge eines Schulweges von 1 km ergibt sich bei einer Schulklasse mit 20 SchülerInnen eine Emissionsreduktion von 400 kg CO2 pro Jahr.

Gesellschaft

Ein grosser Nutzen der Kampagne besteht in der Gesundheitsförderung. Durch die tägliche Bewegung auf dem Kindergarten- und Schulweg bleiben die Kinder gesund und fit. Dabei gewinnen sie wichtige Erfahrungen und Erlebnisse, die mit dem Zufussgehen verbunden sind. Zudem lernen sie die Gefahren im Strassenverkehr besser zu erkennen und sich richtig zu verhalten. Ausserdem gewöhnen sie sich sehr früh an die nichtmotorisierte Mobilität und deren Vorzüge.

Wirtschaft

Durch das Zufussgehen entdecken die Kinder ihre Umgebung und identifizieren sich stärker mit ihr. Wenn die Eltern ihre Kinder auf dem Schulweg begleiten, können sie ihre Einkäufe in den innerörtlichen Geschäften erledigen, anstatt zusätzlich mit dem Auto in ein Einkaufszentrum zu fahren. Durch den Verzicht auf unnötige Autofahrten eröffnen sich für die Eltern private Einsparungspotenziale und wird zudem das lokale Gewerbe unterstützt. Falls die Eltern ihre Kinder alleine (oder mit dem Pedibus) zur Schule schicken, sparen sie zudem auch Zeit, anstatt für die Kinder "Taxi zu spielen".

Werkzeuge

Vorgehen

Kinderfest am 28. September 2001 im Collège Daniel-JeanRichard in Le Locle Kinderfest am 28. September 2001 im Collège Daniel-JeanRichard in Le Locle

Im Rahmen der Kampagne "À pied, c'est mieux!" können verschiedene Aktionen mit Unterstützung von Gemeinden bzw. Kanton nach dem folgenden Vorgehen organisiert werden. Dabei ist es sinnvoll, durch Wiederholungen der Aktivitäten die Kampagne längerfristig zu etablieren, z.B. indem jedes Jahr ein Aktionstag durchgeführt wird.

  1. Eigeninitiative der Eltern bzw. der Schule und Bildung einer Arbeitsgruppe
  2. Kontaktaufnahme mit Gemeinde und Kanton und Abklärung des Beratungs- und Förderangebotes
  3. Planung der Kampagne mit den einzelnen Aktivitäten in Abstimmung mit der Gemeinde
  4. Beschaffung des Kampagnenmaterials
  5. Information der Eltern und der Gemeinde (z.B. mit Infoblättern, Flyern sowie Internet)
  6. Durchführung der Kampagne bzw. der einzelnen Aktionen
  7. Dokumentation der Projektschritte
  8. Evaluation des Erfolges der Kampagne (z.B. durch eine Elternbefragung)
  9. Wiederholung der Aktionen und Evaluation

Finanzierung

Durch das Engagement von Eltern, Lehrern, Polizisten etc. auf freiwilliger Basis können die Kosten gering gehalten werden. Allenfalls können auch die Gemeinde oder der Kanton um Unterstützung angefragt werden.

Marketing

Die Kampagne "À pied, c'est mieux!" basiert auf die Eigeninitiative von Eltern oder Schulen. Damit der Eindruck einer "von oben" (Bund, Kanton) verordneten Aktion vermieden werden kann, gibt es wenig vorgefertigtes Material. Wichtigster Teil der Kampagne sind deshalb die Aktionstage in den Schulen. Hierfür können selbst gebastelte Einladungen, Poster, Wandzeitungen oder schulische Projektarbeiten zum Thema von den Kindern gefertigt werden.

Über Elternabende, Informationsblätter, Pressearbeit und Internet sollen die Eltern und die Öffentlichkeit über die Kampagne, deren einzelnen Aktionen sowie über die Hintergründe informiert werden. Zu den Aktionstagen werden die lokalen/regionalen Medien eingeladen. Allenfalls können weitere Grundschulen der Region zur Nachahmung und damit zur Steigerung der positiven Effekte angeregt werden.

Weitere Informationen

Weiterführende Links:

Bezug von Unterlagen sowie Auskunft zum Projekt "À pied, c'est mieux!" (fr):

Kanton Neuenburg
Commission technique d'éducation routière CTER
Jean-Philippe Favre, Präsident
Rue de l'Ecluse 67, CP 3016
CH-2001 Neuenburg
Tel. 032 889 69 20

Fragen Sie auch die Vertreter von Mobilservice Praxis Ihres Kantons um Rat. 

Verantwortlich für die Ausarbeitung dieses Praxis-Beispiels:

Mobilservice Redaktion
(im Auftrag des Aktionsplans Umwelt und Gesundheit APUG)
c/o Büro für Mobilität AG
Hirschengraben 2
CH-3011 Bern
Tel. 031 311 93 63

Dokumente

Dokumente auf Deutsch

Dokumente auf Französisch