RechercheRecherche ein-/ausklappen

Die 3 Recherchefunktionen für Ihre gezielte Suche in der Mobilservice Datenbank: Stichwortsuche, einfache Suchmaske (Piktogramme) und verfeinerte Suchkriterien (weiter unten).

In welchen Inhalten suchen?
Verkehrsmittel
Verkehrszweck

Auswahl aufheben

Kurzbeispiel: Mobilitätsmanagement im Matteo-Areal in Kriens-Mattenhof

Erstellt am 17.02.2023

Vielseitig mobil im Matteo mit Mobilitätspaketen und einem Sharing-Angebot (Foto: Trafiko AG) Vielseitig mobil im Matteo mit Mobilitätspaketen und einem Sharing-Angebot (Foto: Trafiko AG)

Die Wohn- und Gewerbeüberbauung Matteo liegt direkt an der S-Bahnstation Kriens-Mattenhof im Entwicklungsschwerpunkt LuzernSüd. Um einen autofreien Lebensstil zu ermöglichen, erhalten die Mietenden je nach Grösse der Wohnung jährlich unterschiedliche Beiträge für öV, Sharing-Angebote und Veloservice. Ein externer Mobilitätsprovider kümmert sich um die Bereitstellung des Mobilitätsangebots, das Management der Mobilitätspakete und um die Kommunikation mit den Mietenden. Das Mobiltätsmanagement ist erfolgreich: Im Konzept wurde ursprünglich von 36% autofreien Haushalte ausgegangen. 2022 waren es bereits über 50%.

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Gemeinden
  • Fuss
  • Velo
  • ÖV

Investitionskosten

  • mittel (bis Fr. 50'000.-)
0 10'000 50'000
  • mittel (bis Fr. 50'000.-)

Jährliche Betriebskosten

  • hoch (ab Fr. 20'000.-)
0 5'000 20'000
  • hoch (ab Fr. 20'000.-)

Raumtyp

  • Zentrum / Stadt
  • Agglomeration

Gemeindegrösse

  • > 20'000 Einwohner

Beispiel

Das Matteo-Areal in Mattenhof-Kriens

Die Überbauung Matteo befindet sich im neuen urbanen Mattenhof-Quartier und ist Teil der Gebietsentwicklung LuzernSüd. Für diesen Entwicklungsschwerpunkt bestehen in verschiedenen Planungswerken Vorgaben bezüglich Mobilität, so zum Beispiel ein Fahrtenmodell des Kantons Luzern. Ziel ist es, trotz Wachstum den Verkehr flüssig zu behalten. 

Das Matteo-Areal umfasst 146 Wohnungen sowie Büro- und Verkaufsflächen (z.B. Zurich Versicherung, Bächli Sport und Migros). Matteo wird den neusten Energiestandards gerecht, ist im Minergie-Eco-Standard gebaut und erhält das Minergie-Zertifikat. Zudem erhält Matteo das Label «greenproperty Gold», das sowohl ökologische als auch ökonomische und soziale Aspekte der Nachhaltigkeit abdeckt.

Die Überbauung liegt in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum und profitiert von einer idealen Erschliessung, unter anderem dank der S-Bahn-Haltestelle Kriens-Mattenhof, die direkt vor der Haustür liegt. 

Das Parkplatz-Angebot reduziert und beträgt ca. 0.6 PP pro Wohnung. Um eine individuelle Mobilität ohne eigenes Auto zu ermöglichen, stehen allen Mietenden – passend zur Wohnung – jährliche Mobilitätspakete zur Verfügung. Mieter:innen ohne eigenes Auto können kostenlos von Sharing und öV-Angeboten im Wert von CHF 400 bis 800 profitieren. Konkret steht die freie Nutzung des Bikesharing-Angebots Nextbike sowie Gutschriften für öV-Abos, Carsharing, Veloservice und E-Cargobike bereit. Mietende mit eigenem Auto können im Parkhaus einen Parkplatz ab CHF 1’920 mieten, erhalten aber auch ergänzende Mobilitätsleistungen im Wert von CHF 150.

Die Mobilitätspakete im Überblick (Quelle: https://matteo-luzern.ch/mobilitaetskonzept/) Die Mobilitätspakete im Überblick (Quelle: https://matteo-luzern.ch/mobilitaetskonzept/)

Abfahrtsmonitor im Aussenbereich (Foto: Trafiko AG) Abfahrtsmonitor im Aussenbereich (Foto: Trafiko AG)

Hintergrund

Standort / Rahmenbedingungen

Matteo liegt im Entwicklungsschwerpunkt LuzernSüd auf dem Stadtgebiet von Kriens. Mit sämtlichen Verkehrsmitteln ist das Stadtzentrum von Kriens und Luzern innert kurzer Zeit erreichbar.

LV
Der Fuss- und Veloweg Freigleis führt direkt vom Stadtzentrum Luzern zum Mattenhof und weiter nach Horw. Die Allmend Luzern mit dem Sport- und Eventangebot liegt in kurzer Fussdistanz, ebenso das Naherholungsgebiet Bireggwald. Mit dem Velo erreicht man zudem schnell den See, beispielsweise an der Horwer Bucht.

ÖV
Direkt am Areal angrenzend befindet sich die S-Bahnhaltestelle Kriens-Mattenhof. Damit besteht Anschluss mit den Zügen der Zentralbahn in Richtung Luzern (Fahrzeit 4 Minuten) respektive Hergiswil-Sarnen und Engelberg. Die S-Bahn verkehrt viermal stündlich in beide Richtungen, zu Hauptverkehrszeiten bestehen Verstärkungszüge. 

MIV
Die Autobahnausfahrt führt direkt zum Mattenhof. Auf dem Areal besteht in der Tiefgarage und dem Sammelparking ein eingeschränktes Angebot an Parkplätzen (total ca. 0.6 PP/Wohnung). 

Ausgangslage / Motivation

In der Arealplanung haben die zentrale Lage und die Vorgaben einen ausschlaggebenden Punkt gespielt, damit ein Mobilitätsmanagement realisiert wurde. 

  • Der Bahnanschluss stellt eine grosse Chance dar für die Nutzenden des Areals. 
  • Das Freigleis als Velo- und Fussweg bietet eine komfortable und sichere Anbindung nach Horw und Luzern.
  • Das Grundkonzept Verkehr definiert Zielwerte für das Gebiet LuzernSüd.
  • Die Rahmenbedingungen bieten eine ideale Voraussetzung, ein innovatives Mobilitätsmanagement zu erproben.

Vorgehen

Mit Einreichung des ersten Baugesuchs wurde durch ein Planungsbüro ein Mobilitätskonzept erstellt. Im Frühjahr 2018 wurde dieses von einem anderen Planungsbüro in einem Umsetzungskonzept konkretisiert und der Betrieb vorbereitet.

Für den Betrieb des Mobilitätskonzepts hat die Eigentümerschaft mit Trafikpoint einen sogenannten «Mobilitätsprovider» beauftragt. Dieser kümmert sich um die Bereitstellung des Mobilitätsangebots in Zusammenarbeit mit Anbietern, das Management der Mobilitätspakete und um die Kommunikation mit den Mieter:innen. 

Weiter wird ein jährliches Monitoring erarbeitet, welches den Erfolg und die Nutzung des Mobilitätsmanagement überwacht. Dies ermöglicht, wo nötig Anpassungen vorzunehmen sowie Learnings für Mobilitätsmanagement bei anderen Arealen abzuleiten.

Die Finanzierung des Mobilitätsmanagements erfolgt über die Eigentümerin der Liegenschaft. 

Massnahmen

Stand: 2022

öV und Sharing als zentrale Bestandteile vom Mobilitätsmanagement. (Foto: Trafiko AG) öV und Sharing als zentrale Bestandteile vom Mobilitätsmanagement. (Foto: Trafiko AG)

Bauliche Massnahmen

  • öV-Abfahrtsmonitor mit Echtzeitinformationen im Aussenraum
  • Platz für Carsharing (2 Standorte mit 3 Autos)
  • Platz für Bikesharing (3 Standorte mit rund 15 Velos)
  • Platz für E-Cargobikesharing (1 E-Cargobike)
  • Reduziertes Parkplatzangebot Auto (ca. 0.6 Parkplätze pro Wohnung)

Organisatorische Massnahmen / Anreize

  • Mobilitätspakete für Mietende (Kostenlose Nutzung Bikesharing, Gutscheine für öV-Abo, Carsharing, Cargobikesharing sowie Veloservice)
  • Mobilitätsprovider als «Kümmerer» für Mobilitätsthemen
  • Beratungsangebot für Mobilitätsmanagement in ansässigen Unternehmen
  • Host für Schlüsselbezug E-Cargobikesharing

Information und Bewusstseinsbildung

  • Mobilität als Thema in Vermarktung
  • Physischer Versand der Mobilitätspakete mit Informationen 
  • Regelmässige Artikel auf der Mieter:innen-App
  • Jährliches Monitoring zu Handen der Stadt Kriens

Wirkung

Verkehr

  • Dank den attraktiven Mobilitätsangeboten zieht Matteo über bewusst gesetzte Anreize ohne Zwang vor allem Personen ohne eigenes Auto an. 2022 haben über 50% der Haushalte im Matteo autofrei gelebt. Damit wurde der Zielwert aus dem Mobilitätskonzept von 36% autofreien Haushalte übertroffen. 
  • Das in der Baubewilligung definierte Fahrtenkontingent kann eingehalten werden. 
  • Durch die jährlich festgelegten finanziellen Beiträge für die jeweiligen Mobilitätsangebote können die Anreize regelmässig justiert werden, so dass sich das anvisierte Verkehrsaufkommen einstellt.

Umwelt und Energie

  • Es wird vergleichsweise wenig Parkraum im Verhältnis zum Wohnraum benötigt, was eine bessere Ausnützung der Fläche bewirkt. 
  • Dank Sharing sind weniger Fahrzeuge notwendig. Dies spart Ressourcen in der Herstellung, dem Betrieb und im Unterhalt. 

Gesellschaft

  • Es entwickelt sich eine neue Mobilitätskultur, die nicht vom eigenen Auto geprägt ist. 
  • Sharing schont nicht nur Ressourcen, sondern lädt auch zu sozialen Interaktionen ein. 
  • Ein innovatives Mobilitätsmanagement kann erprobt werden.

Wirtschaft und Finanzen

  • Matteo erhält mit den attraktiven Mobilitätsangeboten einen Wettbewerbsvorteil in der Vermarktung.
  • Die eher kleine Parkierungsanlage ist ausreichend.

Erfahrungen

Erfolgsfaktoren

  • Die Beiträge stellen einen echten Anreiz dar, da sie stattliche Beträge umfassen. Sie stellen eine gewisse Relevanz dar, da beispielsweise ein Grossteil eines öV-Abos damit gedeckt werden kann. 
  • Das Mobilitätsmanagement wurde vom Zeitpunkt des Erstbezugs an eingeführt. Somit wird nicht plötzlich ein Change durch die Eigentümerin initiiert, wie es bei einer Bestandesliegenschaft der Fall wäre. Die Mietenden waren von Anfang an damit konfrontiert, dass die Mobilität im Matteo etwas anders gelöst ist.
  • Eine aktive Kommunikation stellt ein Schlüssel für den Erfolg dar. In der Vermarktung wird aktiv über Mobilität kommuniziert, gerade auch da für viele Wohnungen keine Parkplätze zur Verfügung stehen. Da ein Umzug generell ein Moment von Veränderungen für die Mietenden ist, ist dies zugleich ein günstiger Zeitpunkt um Gewohnheiten zu ändern. Dies ist somit eine Chance, neue Mobilitätsformen auszuprobieren und von der idealen Lage zu profitieren und auf ein eigenes Auto zu verzichten.
  • Für den Betrieb des Mobilitätskonzepts hat die Eigentümerschaft einen sogenannten «Mobilitätsprovider» beauftragt. Dieser kümmert sich um die Bereitstellung des Mobilitätsangebots in Zusammenarbeit mit Anbietern, das Management der Mobilitätspakete, die Kommunikation mit den Mieter:innen und das Monitoring. Dies reduziert den Aufwand für die Eigentümerschaft und bietet den Mietenden eine klare Ansprechperson. 

Hemmnisfaktoren

  • Das Sharing-Angebot kommt noch nicht aus einer Hand. Es sind verschiedene Logins, Apps und Gutscheine notwendig. 
  • Die Gutscheine, insbesondere für den öV, müssen noch physisch per Post ausgestellt werden. 

Weitere Informationen

Dieses Arealbeispiel wurde in Anlehnung an die Unternehmensbeispiele zum betrieblichen Mobilitätsmanagement und an das Praxis Beispiel «MIPA – Mobilitätsmanagement in Planungsprozessen von neuen Arealen» für die Beispielsammlung auf Mobilservice aufbereitet. 

Die Erarbeitung und Übersetzung entstand in Zusammenarbeit mit dem Fachverband Mobility Management Suisse MMS und wurde ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung durch EnergieSchweiz.

Weiterführende Links

Kontakt

Trafikpoint
c/o Trafiko AG
Kastanienbaumstrasse 301
6047 Kastanienbaum

www.trafikpoint.ch 

Verantwortlich für die Ausarbeitung dieses Beispiels:

Fachverband Mobility Management Suisse MMS
c/o Rundum mobil GmbH
Schulhausstrasse 2
3600 Thun

www.mms-gms.ch