Klimaanpassung und Mobilität: Schwammstadt im Strassenraum
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Erstellt am 30.09.2025
Die entsiegelte Fläche auf dem Areal Erlenmatt lässt Regenwasser anstauen, versickern und verdunsten und trägt so zu einem angenehmeren Mikroklima bei (Foto: © Frieder Kaiser)
Mit dem Schwerpunktthema «Mobilität und Klima» rückt die SVI die Frage ins Zentrum, wie die Klimaziele im Verkehrssektor erreicht und die Verkehrsinfrastruktur zugleich klimaangepasst gestaltet werden kann. Am 23. September 2025 wurde im Basler Erlenmatt-Areal diskutiert, wie Schwammstadtelemente im Strassenraum umgesetzt werden können.
Städte stehen nicht nur vor der Herausforderung einer erhöhten sommerlichen Hitzebelastung, auch verursachen Starkregenereignisse grosse Schäden, wenn das Wasser nicht versickern kann. Das Schwammstadt-Konzept setzt hier an: Regenwasser soll oberflächlich gestaut werden, langsam versickern, verdunsten und dadurch die Umgebung kühlen sowie die Kanalisation entlasten. Nötig dafür ist blau-grüne Infrastruktur wie Grünräume, Wasserflächen, durchlässige Beläge oder Notabflüsse.
Die Umsetzung im Strassenraum ist anspruchsvoll, da die diversen Ansprüche an Mobilitätsformen sowie Werkleitungen viel Raum beanspruchen und vorhandene Normen die Möglichkeiten begrenzen. Problematisch ist vor allem der Reifenabrieb, weshalb die Versickerung von Regenwasser nur auf wenig befahrenen Strassen erlaubt ist, in Basel beispielsweise bei einem DTV von weniger als 2000.
Dennoch bestehen Potenziale: Trottoirs, Velowege und Parkplätze können versickerungsfähig gestaltet werden, ebenso Aufenthaltsplätze wie auf dem Areal Erlenmatt. Für die Vitalität von Bäumen ist der Wurzelraum entscheidend. Stadtbäume überleben oft nur rund 30 Jahre, aufgrund enger Platzverhältnisse, Hitze- und Trockenstress. Neue tragfähige und zugleich durchlässige Substrate – wie sie aktuell in verschiedenen Städten getestet werden – ermöglichen erweiterte Wurzelräume unter Parkplätzen, Trottoirs und Fahrbahnen.
Fuss- und Velowege sollen durch Beschattung und ein angenehmes Mikroklima als attraktive Aufenthalts- und Bewegungsräume gestaltet werden, ohne die Barrierefreiheit einzuschränken. Positive Beispiele belegen die Machbarkeit: In Biel entstand beim Park Schüssinsel eine chaussierte, versickerungsfähige Veloroute nach Schwammstadt-Prinzip, auf dem Erlenmatt-Areal kam ein gewalzter Kiesbelag auf dem Veloweg zum Einsatz.
Je früher Schwammstadtelemente in den Planungsprozess und Verkehrskonzepte miteinbezogen werden, desto besser. Blau-grüne Infrastruktur braucht Platz, weshalb multifunktionale Strassenräume wichtig sind. Aktuell werden viele Erfahrungen gesammelt, neue Normen zur Regenwasserversickerung entwickelt und Substrate getestet. Einen gebündelten Erfahrungsschatz mit Potenzialen und Lösungsansätzen dazu liefert das Projekt BlueGreenStreets der HafenCity Universität Hamburg. Dessen umfangreiche Toolbox bietet wichtige Erkenntnisse und Planungshilfen für die Praxis.
Im Oktober finden noch zwei weitere Veranstaltungen der SVI-Veranstaltungsreihe statt.
Weitere Informationen
- SVI Schwerpunktthema Mobilität und Klima - Veranstaltungsreihe
- HafenCity Universität Hamburg: BlueGreenStreets Toolbox
- Infoplattform Schwammstadt - Für ein klimaangepasstes Wassermanagement im Siedlungsgebiet
- Mobilservice Praxis Beispiel "Vivai Diffusi – hochwertige temporäre Begrünung für Städte" (September 2024)
- Mobilservice News Dossier "Es wird heiss in den Strassen: öffentlicher Raum und der Klimanotstand" (November 2020)
- Mobilservice News Dossier "Wie Stadt- und Infrastrukturplanung die Gesundheit beeinflussen" (März 2020)
Dokumente auf Deutsch
- BlueGreenStreets Toolbox – Teil A. Multifunktionale Straßenraumgestaltung urbaner Quartiere (BlueGreenStreets, 2022) [PDF, 95.54 MB]
- BlueGreenStreets Toolbox – Teil B. Multifunktionale Straßenraumgestaltung urbaner Quartiere (BlueGreenStreets, 2022) [PDF, 63.7 MB]
- BlueGreenStreets 2.0 implementieren, evaluieren, verstetigen. Toolbox 2.0 Essentials für die Umsetzung (BlueGreenStreets 2.0, 2024) [PDF, 74.19 MB]