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Mobilitätsmanagement in Sportvereinen (mit Kurzbeispiel)

Erstellt am 04.04.2005
Aktualisiert am 03.06.2014

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Gemeinden
  • Fuss
  • Velo
  • Freizeit
  • ÖV
  • Auto

Investitionskosten

  • mittel (bis Fr. 50'000.-)
0 10'000 50'000
  • mittel (bis Fr. 50'000.-)

Raumtyp

  • Zentrum / Stadt
  • Agglomeration
  • Ländlich / Dorf

Gemeindegrösse

  • < 5'000 Einwohner
  • 5'000 - 10'000 Einwohner
  • 10'000 - 20'000 Einwohner
  • > 20'000 Einwohner

40% des Verkehrsaufkommens in der Schweiz ist auf den Freizeitverkehr zurückzuführen. Obwohl der Weg zu den nachhaltigen Veränderung der Freizeitmobilität können Sportvereine übernehmen. Projekte wie „Sportlich zum Sport (ein im Jahr 2002 vom Kanton Bern initiiertes Projekt) oder „mobiclean“ (Programm von mobiclick, Mobilitätsprogramm der Agglomeration Biel) haben sich darum zum Ziel gesetzt, Sporttreibende zu einem umweltfreundlichen und gesunden Mobilitätsverhalten zu motivieren und somit den Anteil des motorisierten Individualverkehrs im Sport zu senken. Im Fall von „Sportlich zum Sport“ organisiert die Gemeinde zur Motivation der ansässigen Sportvereine einen Wettbewerb und stellt ihnen für die Realisierung von neuen Lösungen Ideen und Erfahrungen zur Verfügung.

Beispiel "Sportlich zum Sport" Herzogenbuchsee (BE)

Die Gemeinde Herzogenbuchsee war eine von fünf Gemeinden, die im Jahr 2004 an einem Pilotversuch im Rahmen des Projekts "Sportlich zum Sport" teilnahm. Dabei wurden die im Laufe des Projekts entwickelten Instrumente erprobt.
Die Sportkommission der Gemeinde informierte schriftlich alle Vereine und animierte sie mit einem Wettbewerb (Bar-Preise von insgesamt Fr. 1'000.-) zum Mitmachen. Die für den Wettbewerb eingeschriebenen Vereine (bzw. die einzelnen Mannschaften/Trainingsgruppen) wählten aus der von "Sportlich zum Sport" ausgearbeiteten Palette von möglichen Massnahmen und einer Vielzahl von Beispielen die für ihre Situation sinnvollen Massnahmen aus und setzten sie um. Aufgrund der Selbstdeklaration (Rating) der Mannschaften über die realisierten Massnahmen und den damit erreichten Erfolg bestimmte eine Jury die Gewinner des Wettbewerbs. Die Preisverleihung erfolgte anlässlich der alljährlichen Sportlerehrung Ende Januar 2005; die Preise gingen an den Pétanque Club, an die Unihockey-Gruppe der Fitness-Riege und die Leichtathletik-Riege des Turnvereins.

Beispiel „mobiclean“ Biel (BE)

Kurzbeispiel „Aktion ‚mobiclean‘ im Verein ol.biel.seeland“
Im Rahmen der 1- monatigen Aktion „mobiclean“ im September 2013 bot mobiclick, das Mobilitätsprogramm der Agglomeration Biel, Sportvereinen die Möglichkeit umweltfreundliche Mobilitätsmittel zu testen. Neben attraktiven Mobilitätsangeboten (öV-Abo, Elektro-Velos etc.) erhielten die Vereine auch eine kostenlose Mobilitätsberatung. Der Verein ol.biel.seeland hat an der Aktion „mobiclean“ teilgenommen und u.A. einen regionalen Nacht-OL ohne motorisierten Individualverkehr organisiert und durchgeführt. Dank dem grossen Medieninteresse (Beiträge auf TeleBielingue und Bieler Tagblatt) konnte zudem die breite Öffentlichkeit über die Aktion informiert werden.

Dokumente auf Deutsch

Dokumente auf Französisch

Beschreibung

Hintergrund

Ein Drittel der Schweizer Bevölkerung ist regelmässig sportlich aktiv. Individuelle Mobilität ist notwendig, wenn sich Menschen zu Sport und Spiel treffen wollen. Der Sportverkehr macht rund 25% des Freizeitverkehrs oder 15% des gesamten Verkehrs in der Schweiz aus und weist einen besonders hohen Anteil an motorisiertem Individualverkehr (78%) auf. Wer den Begriff „Sportmobilität“ hört, denkt meist an die grossen Zuschauerzahlen bei Grossanlässen. Der Zuschauerverkehr fällt aber nur bei wenigen Sportarten ins Gewicht und hat lediglich einen 14%-Anteil am gesamten Sportverkehr. Der grösste Teil des Sportverkehrs entsteht im Alltag: im Individualsport und im organisierten Sport in den Vereinen. Deshalb setzt das Projekt „Sportlich zum Sport“ einen seiner Schwerpunkte bei den Sportvereinen in den Gemeinden.

Angebot

"Sportlich zum Sport" ist das erste Mobilitätsprojekt, welches den Sport in seiner ganzen Breite erfasst. Es wurde 2002 im Kanton Bern (Kantonales Amt für Sport zusammen mit der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion) mit der Unterstützung von vier Bundesämtern gestartet. Die hauptsächlichen Ziele waren:

  • die Sporttreibenden für die Probleme des Sportverkehrs zu sensibilisieren und zu einem umweltfreundlichen und gesunden Mobilitätsverhalten zu motivieren,
  • konkrete Lösungsansätze aufzuzeigen und Erfahrungen weiterzugeben,
  • den Anteil des motorisierten Individualverkehrs im Sport um 5 bis 10% zu senken.

"Sportlich zum Sport" geht die Umlagerung auf umweltfreundliche und gesunde Mobilität mit vier Teilprojekten gezielt an:

  1. Sportvereine: Details untenstehend
  2. Sportveranstaltungen: Die Gemeindebehörden können im Rahmen allfälliger Durchführungsbewilligungen auf Verkehrsfragen Einfluss nehmen.
  3. Sportanlagen: Die Gemeinden können die Erschliessung der Anlagen beeinflussen (rund 80% der Sportinfrastrukturen sind in kommunalem Besitz). Bei Neuanlagen sind die Möglichkeiten durch die Standortwahl sehr gross, bei bestehenden Anlagen jedoch ist das Verbesserungspotenzial häufig eher beschränkt.
  4. Aus- und Weiterbildung von Jugend+Sport-Leitenden: Die Sensibilisierung für das Thema "Sportverkehr" im Rahmen der Aus- und Weiterbildung verspricht vor allem langfristigen Erfolg. Die J+S-Leitenden sind Vorbilder für die Jugendlichen und sollen die Projektideen in die Vereine hineintragen.

Im vorliegenden Praxis-Beispiel wird nur das Teilprojekt 1, Sportvereine, näher ausgeführt.

Gemeinden stehen durch die vielerorts übliche finanzielle Unterstützung der Vereinstätigkeit oft in direktem Kontakt mit den Sportvereinen. Sie haben dadurch die Möglichkeit, das Mobilitätsverhalten der Sporttreibenden zu beeinflussen. Über die Ausschreibung eines Wettbewerbs kann eine Gemeinde die Vereine motivieren, ihre Mitglieder für eine umweltfreundliche und gesunde Mobilität zu sensibilisieren. Im Idealfall ist die Aktion auf ein ganzes Jahr angelegt.

Alle Vereine der Gemeinde werden zu einer Veranstaltung eingeladen, wo sie für eine Teilnahme motiviert, über den Ablauf des Projekts und die möglichen Gewinne informiert werden. Den Vereinen, bzw. den Mannschaften oder Trainingsgruppen, die sich für eine Teilnahme entscheiden, werden die Arbeitsmittel von "Sportlich zum Sport" zur Verfügung gestellt. Vor allem die Mobilitäts-Tipps für Vereine mit einer breiten Palette von möglichen Massnahmen bieten den Teilnehmern wertvolle Unterstützung. Mit Hilfe des für den Computer konzipierten Raiting-Tool weisen sie einerseits die umgesetzten Massnahmen und andererseits das Mobilitätsverhalten ihrer Mitglieder vor und nach der Realisierung der Massnahmen aus. Anhand der eingereichten Selbstdeklarationen der Mannschaften zeichnet eine durch die Gemeinde bestimmte Jury diejenige Mannschaft aus, welche mit den umgesetzten Massnahmen am meisten Erfolg hatte. Das Projekt wird durch eine öffentliche Preisverleihung abgeschlossen.

Erfahrungen

In der ersten Projekt-Etappe von "Sportlich zum Sport" (2002-2003) wurde der Wettbewerb "Bewegt ins Training" für Vereine durchgeführt. Die teilnehmenden Vereine zeigten grosses Engagement, so dass erfreuliche Resultate erzielt werden konnten. Insgesamt wurde eine beachtliche Umlagerung von 9.5% auf umweltfreundliche Mobilität erreicht. Zu den effizientesten Massnahmen zur Reduktion des motorisierten Verkehrs gehören:

  • die verstärkte Nutzung von Velo und Skates im lokalen Bereich;
  • das Bilden von Fahrgemeinschaften (Carpooling) im Aktivalter bzw. die Organisation von Sammelfahrten für den Sport mit Kindern;
  • der Einsatz von Kleinbussen bei Auswärtsspielen;
  • die Nutzung des öffentlichen Verkehrs bei gut erschlossenen Wettkampforten;
  • einfache Massnahmen im Bereich "Information und Öffentlichkeitsarbeit", wie z.B. die Integration der öV-Fahrpläne in den Turnierprospekt oder das Erstellen von vereinsinternen Informationsblättern mit den öV-Fahrplänen zu den Sportanlagen;
  • der Einbezug der politischen Behörden und der anderen Sportvereine in der Gemeinde.

Der Vorbildfunktion der Trainerinnen und Trainer kommt vor allem bei Jugendlichen besondere Bedeutung zu. Ganz grundsätzlich sind vereinsinterne "Promotoren" der Idee ein wichtiger Erfolgsfaktor. Diese lassen sich am ehesten gemeinsam mit den Gemeindebehörden finden, denn dort kennt man die engagiertesten Führungskräfte in den Vereinen. Aufgrund dieser Erfahrung geht "Sportlich zum Sport" neu nicht mehr direkt die Vereine an, sondern versucht, sie über die Gemeinden zu motivieren.

In zahlreichen Mannschaften hatte die Durchführung der Aktion ein sehr positives Echo. Beispielsweise der Trainer einer Handball-Juniorinnen-Mannschaft, welche mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihren Auswärtsspielen fährt, führt ihre Erfolge auf den ausgeprägten Zusammenhalt zurück, den sie sich auf ihren Reisen in der ganzen Schweiz geholt haben. In den gemeinsamen Stunden im Zug kommen sich die Spielerinnen viel näher als in einem Kleinbus oder im PW der Eltern. Sie spielen und plaudern miteinander, und es können auch schon mal taktische oder organisatorische Dinge bereits unterwegs besprochen werden.

Bereits im Jahr 2000 wurde in der Fussgänger- und Velomodellstadt Burgdorf ein ähnliches Projekt durchgeführt. Der Schlussbericht gibt Auskunft über Ablauf und Erfolg des Projekts. Besonders erwähnenswert daraus ist, dass:

  • bereits bei Projektbeginn ein sehr tiefer Anteil des motorisierten Individualverkehrs vorlag (42% gegenüber 78% im gesamtschweizerischen Durchschnitt),
  • der Veloanteil um 8% gesteigert werden konnte,
  • rund ein Fünftel der befragten Personen angab, ihr Verkehrsverhalten als Folge des Sportverkehrsprojektes auch im Alltag verändert zu haben.

Wirkung

Umwelt und Energie

Das Projekt „Sportlich zum Sport“ hat gemäss eigener Evaluation eine Reduktion des MIV von 9.5% im Sportverkehr erreicht. Bei 500 involvierten Sportlerinnen und Sportlern können hochgerechnet 23 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Das Pilotprojekt „Sportlich unterwegs in Burgdorf“, eine ähnlich aufgebaute Sensibilisierungs-Kampagne für Sportlerinnen und Sportler, konnte auch im Alltagsverkehr einen Reduktionseffekt feststellen (Büro für Mobilität AG, 2001). Bei 500 involvierten Sportlerinnen und Sportlern können somit insgesamt 80 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.

Gesellschaft

Nicht von ungefähr wird das Projekt "Sportlich zum Sport" u.a. auch von den beiden Bundesämtern für Gesundheit und für Sport unterstützt. In einer Zeit zunehmenden Bewegungsmangels durch Motorisierung, Computerisierung und Automatisierung und den damit verbundenen Zivilisationskrankheiten (Herz/Kreislauf-Schwächen, Übergewicht, Osteoporose etc.) ist ein gesundes Bewegungsverhalten zu einem wichtigen gesellschaftlichen Anliegen geworden.
Ausserdem werden die sozialen Kontakte und der Zusammenhalt innerhalb einer Sportgruppe durch gemeinsame Reisen verbessert.

Wirtschaft

Die Gemeinde erzielt einen Imagegewinn - sie tritt innovativ, sportfreundlich, umwelt- und verkehrsbewusst auf. Für die direkt Beteiligten sinken die individuellen Kosten durch das Umsteigen vom Auto auf Velo, Skates und Kickboard bzw. durch das gemeinsame Fahren in der Gruppe.

Werkzeuge

Vorgehen

Für die Umsetzung des Teilprojekts für die Sportmobilität von Vereinen (Teilprojekt 1) wird folgendes Vorgehen vorgeschlagen:

  1. Anstoss zur Durchführung der Aktion von Sport-, Umwelt- oder Energieverantwortlichen in der Gemeinde oder motivierten Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen
  2. Festlegung von Projektleitung und Projektdauer für die Aktion
  3. Festlegung der Preise für den Wettbewerb (Bargeldpreise, Sachpreise), ggf. Anfrage an potentielle Sponsoren
  4. Zusammenstellung/Wahl der Jury
  5. Schriftliche Einladung aller Vereine zur Orientierungsveranstaltung (Einladung gemeinsam mit der kommunalen Vertretung der Vereine, z.B. Sportkommission oder Zusammenschluss der Sportvereine)
  6. Organisation der Orientierungsveranstaltung; wenn möglich mit einem anderen für die Sportvereine wichtigen Anlass verbinden (z.B. Koordinations-Sitzung betr. Belegung der kommunalen Sportanlagen, attraktive Sportveranstaltung oder Einweihung einer neuen Anlage in der Gemeinde)
  7. Eventuell Information der Öffentlichkeit über Durchführung der Aktion mit Plakaten, Flyern, etc.
  8. Durchführung der Orientierungsveranstaltung
  9. Bedienung der eingeschriebenen Mannschaften mit den Unterlagen von "Sportlich zum Sport"
  10. Auswertung der eingereichten "Nachher"-Ratings und Rangierung durch die Jury
  11. Schlussveranstaltung und Preisverteilung, wenn möglich ebenfalls mit einer bestehenden, attraktiven Veranstaltung, z.B. jährliche Sportlerehrung, verbinden

Die Gemeinde hat die Möglichkeit, das Projektteam von "Sportlich zum Sport" zur Unterstützung beizuziehen (Adresse unter "Weitere Informationen").

Finanzierung

Die Kosten werden grundsätzlich von der Gemeinde übernommen, sind aber im Normalfall relativ gering. Vor allem für Sachpreise können Sponsoren angefragt werden.

Marketing

  • Realisation von Plakaten zum Aufhängen in allen Sportanlagen und Flyer zum Verteilen an interessierte Kreise, bzw. an der Orientierungsveranstaltung
  • Medienpartnerschaft mit der Lokalpresse

Weitere Informationen

Weiterführende Links:

Weitere Downloads:

Kontaktadresse und Bezugsquellen:

Büro für Mobilität AG
Hirschengraben 2
CH-3011 Bern
Tel. 031 311 93 63

Geschäftsstelle mobiclick
c/o Stadtplanung
Zentralstrasse 49
CH-2502 Biel
Tel. 032 326 16 33

Fragen Sie auch die Vertreter von Mobilservice Praxis Ihres Kantons um Rat.

Verantwortlich für die Ausarbeitung dieses Praxis Beispiels:

Kanton Bern
Amt für Umwelt und Energie
Abteilung Immissionsschutz
Laupenstrasse 22
CH-3011 Bern
Tel. 031 633 57 80

Dokumente auf Deutsch