Studie und VCS-Masterplan für einen fossilfreien Verkehr in der Schweiz

Erstellt am 30.06.2021

Wie soll es weitergehen mit den CO2-Reduktionszielen? (Foto: AdobeStock - HappyAlex)

Anfang Juni haben wir die Chancen des revidierten CO2-Gesetzes für die Ziele hin zu einer klimafreundlicheren Mobilität in der Schweiz thematisiert. Am 13. Juni 2021 hat das Schweizer Stimmvolk das Gesetz mit 51.6 % abgelehnt. Dieses Ergebnis lässt nun viele Fragen für die nächsten Jahre offen. Denn das übergeordnete Klimaziel der Schweiz, bis spätestens 2050 den CO2-Ausstoss auf Netto-Null zu reduzieren und damit das 2017 ratifizierte Pariser Klimaabkommen einzuhalten, bleibt unbestritten.

Allerdings: Die Zeit drängt! Der Verkehr in der Schweiz verursacht heute mit ca. einem Drittel einen wesentlichen Anteil des CO2-Ausstosses. Somit sind v.a. in diesem Bereich rasch Lösungen und Massnahmen hin zum Netto-Null-Ausstoss gefragt. Der VCS hat dafür das Forschungsbüro Infras mit einer Studie zur Berechnung von Szenarien und notwendigen Massnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen im Verkehr beauftragt. Die Studie kommt wenig überraschend zum Schluss, dass das Netto-Null-Ziel nur erreicht werden kann, wenn der Verkehr (weitestgehend) fossilfrei wird. Und sie zeigt auch auf, wie und bis wann der Landverkehr in der Schweiz fossilfrei werden kann bzw. wie der Verkehr dann aussehen und wie der Weg dorthin erfolgen könnte.

Die wichtigsten Schlussfolgerungen der Studie "Szenarien fossilfreier Verkehr" sind: Es ist machbar, aber der Weg dahin ist sehr ambitioniert. Die Fossilfreiheit im Verkehr bis 2050 kann mit umfassenden und rasch ergriffenen Massnahmen in den Bereichen Technologie (hin zu fossilfrei betriebenen Fahrzeugen) und Verhalten (weniger Verkehrsnachfrage, Verlagerung hin zu Fuss-, Velo- und öffentlichem Verkehr) relativ energie- und kosteneffizient erreicht werden. Das gleiche Ziel bis 2040 ist zwar technisch auch machbar, bedarf aber massiver und rasch wirkender zusätzlicher Anstrengungen (z.B. Verteuerung und Verbote). Im Zeithorizont bis 2030 ist dagegen die Fossilfreiheit im Verkehr kaum mehr umsetzbar. Auf Basis dieser Forschungsergebnisse hat der VCS nun einen "Masterplan fossilfreier Verkehr" für die Schweiz ausgearbeitet. Dieser beruht auf der Kombination verschiedener Massnahmen auf allen Staatsebenen und soll als Beitrag zur wichtigen Frage dienen, wie die Klimaziele im Bereich Verkehr erreicht werden können. Für weitere Beiträge und Diskussionen sei auf das 20. Luzerner Mobilitätsgespräch der HSLU am 17. September 2021 und auf die 2. Nationale Mobilitätskonferenz "Mobilität neu denken" des ARE am 29. November 2021 in Bern verwiesen.

Gut zu wissen: Mit ähnlichen Zielen und Fragestellungen beschäftigen sich auch unsere Nachbarn in Europa. In Deutschland können die Netto-Null-Klimaziele bis 2050 gemäss einer Studie ebenso erreicht werden. Die im Mai 2021 veröffentlichte Studie "Klimaneutrales Deutschland 2045" ging nun der Frage nach, wie Deutschland seine Klimaziele schon deutlich vor 2050 erreichen kann - auch im Sinne eines Kosten- und Wettbewerbsvorteils gegenüber anderer Staaten. Die Antwort ist: Es wäre bereits bis 2045 möglich und im Vergleich zum Zieljahr 2050 würde Deutschland der Atmosphäre damit knapp eine Milliarde Tonnen CO2 ersparen, aber es verlangt auch deutlich mehr Tempo und politischen Willen beim notwendigen Strukturwandel (inkl. Minderungsziel von 65 % bis 2030).