Schulwegberatung – Partizipative Schwachstellenanalyse
Erstellt am 08.08.2025
Online Version: https://www.mobilservice.ch/de/3458.html
Profil & Eckdaten
zugeordnete Tags/Schlagwörter
Jährliche Betriebskosten
- gering (bis Fr. 5'000.-)
Investitionskosten
- gering (bis Fr. 10'000.-)
Raumtyp
- Zentrum / Stadt
- Agglomeration
- Ländlich / Dorf
Gemeindegrösse
- < 5'000 Einwohner
- 5'000 - 10'000 Einwohner
- 10'000 - 20'000 Einwohner
- > 20'000 Einwohner
Übersicht
Beispiel Schwachstellenkarte, Beschreibung, Auswertung Modalsplit (Quelle: so!mobil)
Der Kanton Solothurn bietet mit dem Programm so!mobil allen Gemeinden eine kostengünstige Schulwegberatung an. Ziel ist es unter anderem gemeinsam mit den Kindergarten- und Schulkindern Schwachstellen und Angstorte auf ihrem Kindergarten- oder Schulweg zu identifizieren und Massnahmen für die Schulwegsicherheit zu definieren.
Beispiel
Schwachstellen auf den Schulwegen und zunehmender Elterntaxi-Verkehr stellen viele Gemeinden vor Herausforderungen. Der Kanton Solothurn bietet mit dem Programm so!mobil eine Schulwegberatung an, um gemeinsam mit Kindern, Eltern, Schulen und Behörden Schwachstellen und Angstorte auf Schulwegen zu identifizieren. Grundlage bildet eine umfassende Befragung, deren Ergebnisse kartografisch aufbereitet und in Workshops mit Fachpersonen diskutiert werden. Daraus entstehen konkrete kurz-, mittel- und langfristige Massnahmen zur Verbesserung der Schulwegsicherheit. Die Resultate der Schwachstellenanalyse dienen der Gemeinde als Planungsinstrument und stärken sichere, eigenständige Mobilität von Kindern.
Beschrieb
Zeichnung Schulweg 3 (Bild: so!mobil)
Hintergrund
Schulwegsicherheit und Herausforderungen im Zusammenhang mit Elterntaxis sind fast in allen Gemeinden ein wichtiges Thema. Wie die Kinder den Schulweg zurücklegen, liegt grundsätzlich in der Verantwortung der Erziehungsberechtigten. Die Schule und die Gemeinde können jedoch Empfehlungen abgeben, informieren und Angebote zur Unterstützung anbieten. Gemeinde und Kanton sind ausserdem dazu verpflichtet einen unentgeltlichen und sicheren Zugang zur Schule zu garantieren und für einen zumutbaren Schulwege zu sorgen. Die Zumutbarkeit wird individuell beurteilt, unter Berücksichtigung von Faktoren wie Distanz, Gefährlichkeit und der persönlichen Situation des Kindes.
Angebot
- Der Kanton Solothurn unterstützt mit dem Programm so!mobil Gemeinden, die gerne die Sicherheit auf ihren Kindergarten- und Schulwegen überprüfen und verbessern möchten.
- so!mobil unterstützt Schulen und Gemeinden bei der Lösung von Herausforderungen des Schulweges und begleiten diese mit einem partizipativen Prozess. Mit einer Befragung unterschiedlicher Anspruchsgruppen wird ein Überblick über die Wahrnehmung der Kindergarten- und Schulwegsituation gewonnen.
- Aufgrund der Befragung werden neuralgische Schwachstellen und Angstorte identifiziert und kartografisch dargestellt.
- In einem partizipativen Prozess werden anschliessend Massnahmen zur Verbesserung der Schulwegsicherheit bestimmt sowie Begleitaktionen empfohlen.
Erfahrungen
Die Erfahrung zeigt, dass durch die Befragung der Kinder nicht nur klassische Schwachstellen erkannt werden, sondern auch Orte, die den Kindern Angst machen oder wo sie sich unwohl fühlen. Mit dem Einbezug der Kinder und allenfalls der Eltern zeigt die Gemeinde, dass ihnen das Thema wichtig ist und dass sie bereit ist, bei Bedarf aktiv Massnahmen zur Verbesserung der Schulwegsicherheit zu ergreifen. Bei der Befragung liegt der Fokus auf den Kindergarten- und Primarschulkindern. Im Zyklus 1 (Kindergarten bis 2 Klasse) ist man auf die Mithilfe der Eltern angewiesen, um die Orte und Begebenheiten korrekt zu erfassen. Ab der 3. Klasse können die Kinder die Angaben mit Unterstützung der Lehrpersonen auf einer grossen Karte selbst erfassen. Ergänzend dazu können auch online Umfragen gemacht werden. Dabei werden nicht nur Schwachstellen abgefragt, sondern auch der Modalsplit, Gefallen am Schulweg, Lieblingsorte, Wünsche und so weiter. Sehr wichtig sind die anschliessende Auswertung und Einordnung der Resultate. Hierbei empfiehlt sich ebenfalls ein partizipatives Vorgehen. Idealerweise wird ein Workshop durchgeführt, an dem die identifizierten Schwachstellen mit Vertretern der Gemeinde, der Schule, der Polizei, den Eltern, und bei Bedarf einem Verkehrsplanungsbüro besprochen werden. Es werden kurz- mittel- und langfristige Massnahmen festgelegt, die Verantwortlichkeiten und Kosten geklärt und eine Priorisierung vorgenommen. Dies können sowohl bauliche Massnahmen als auch Signalisations-Massnahmen sein, aber auch Kampagnen, Aktionen und Beratungsangebote.
Die Karte mit den identifizierten Schwachstellen sollte zudem in der Gemeinde als feste planerische Grundlage genutzt und bei jedem geplanten Projekt konsultiert werden, damit bei allfälligen baulichen Massnahmen eine Verbesserung der Situation mitgedacht werden kann.
Wirkung
Umwelt und Energie
- Reduktion des motorisierten Individualverkehrs (v. a. Elterntaxis) fördert den Umstieg auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel wie Fuss- und Veloverkehr.
- Senkung der CO₂-Emissionen, Lärm sowie Energie- und Ressourcenverbrauch.
- Sensibilisierung für nachhaltige Mobilität im Alltag wird gestärkt.
Gesellschaft
- Erhöhte Schulwegsicherheit verbessert die Aufenthalts- und Lebensqualität und fördert die Selbstständigkeit der Kinder auf dem Schulweg.
- Die partizipative Einbindung von Kindern, Eltern und Schule stärkt das Verantwortungsbewusstsein und den sozialen Zusammenhalt.
- Weniger Elterntaxis verringern das Gefahrenpotenzial vor Schulhäusern und fördern gesundheitliche Bewegung im Alltag.
Wirtschaft
- Geringe Investitions- und Betriebskosten im Verhältnis zum erzielten Nutzen.
- Einsparungen durch vermiedene Verkehrsunfälle, weniger Strassenbelastung durch Autos und mögliche Synergien mit anderen (Mobilitäts-) Projekten.
- Positiver Imagegewinn für Gemeinden durch aktives Engagement für sichere, nachhaltige Mobilität.
Werkzeugkasten
Vorgehen
Das Partizipative Vorgehen muss frühzeitig geplant werden, damit die Schulen die Befragung in ihre Planung (Schulunterricht) integrieren können. Auch der Einbezug und eine gute Information der Beteiligten Stellen und Personen sind essenziell (Lehrpersonen, Eltern, Kinder). Folgendes Vorgehen hat sich bewährt.
- Planung des Prozesses gemeinsam mit GemeindepräsidentIn, Schulleitung, Bausekretariat und allenfalls weiteren Personen
- Befragung Kindergarten und Schüler:innen 1. bis 6. Klasse: allg. Empfinden, welche Stellen finden sie gefährlich, was gefällt ihnen am Schulweg, Länge des Schulweges, Verkehrsmittelwahl
- Befragung der Lehrpersonen zu Modalsplit und Schwachstellen
- Optional: Befragung aller Eltern zum Schulweg
- Quantitative und qualitative Auswertung der Umfragen
- Erstellen einer Schwachstellenkarte (GIS-Karte) inkl. erklärender Tabelle
- Workshop zu den identifizierten Schwachstellen mit Vertretern der Gemeinde, der Schule, der Polizei, der Eltern, und bei Bedarf einem Verkehrsplanungsbüro
- Erarbeitung konkreter kurz- mittel- und langfristiger Massnahmen zur Verbesserung der Schulwegsicherheit
- Verantwortlichkeiten und Kosten klären und eine Priorisierung der Massnahmen vornehmen
- Bericht mit Auswertung und Handlungsempfehlungen
- Konsultierung der Schwachstellenkarte bei zukünftigen Projekten und Bauvorhaben der Gemeinde (Arbeitsinstrument)
Finanzierung
Die Gemeinden erhalten vom Programm so!mobil eine auf ihre Situation angepasste Offerte. Für jede Schulwegberatung erhält sie bei Durchführung einen Rabatt von bis zu 50 Prozent der Kosten. Die Finanzierung kann beispielsweise über Kantonale Aktionsprogramme (KAP) oder eine Trägerschaft erfolgen. (siehe Beispiel so!mobil).
Marketing
Die Kommunikation erfolgt über das kantonale Programm so!mobil. Regelmässig werden die Gemeinden und Schulen über die Angebote informiert, per Newsletter oder via direkte Anschreiben per Post. Es gibt zudem eine Broschüre, die abgegeben oder verschickt werden kann. Ausserdem wird die Schulwegberatung direkt im Zusammenhang mit anderen Angeboten beworben, beispielweise der Aktion Walk to School oder dem Unterricht Clevermobil.
Weitere Informationen
Weiterführende Links
Weitere Downloads
- Flyer Elterntaxi Gefährlich
- Flyer Pedibus
- Bericht im Biberister Kurier (März 2024)
- Bericht im Zuchler Kurier (September 2020)
Kontakt
Geschäftsstelle so!mobil
c/o Weit&Breitsicht GmbH
Werkhofstrasse 19
CH-4500 Solothurn
Tel. 032 625 00 21
Fragen Sie auch die Vertreter:innen von Mobilservice Praxis Ihres Kantons um Rat.
Verantwortlich für die Ausarbeitung dieses Praxis Beispiels:
Kanton Solothurn
Amt für Verkehr und Tiefbau AVT
Abteilung Verkehrsplanung
Kurt Erni, Leiter Grundlagen Verkehr
Rötihof, Werkhofstrasse 65
CH-4509 Solothurn
Tel. 032 627 26 33
www.avt.so.ch