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Im toten Winkel der Motonormativität

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Erstellt am 06.05.2024

Die Dominanz des Autos: Ein Dogma, das zu überdenken ist (Foto: Unsplash) Die Dominanz des Autos: Ein Dogma, das zu überdenken ist (Foto: Unsplash)

Am 18. April 2024 empfing das Lausanner "Observatoire universitaire du vélo et des mobilités actives" (OUVEMA) in einem Webinar Ian Walker von der Universität Swansea, um über "Motonormativität" zu diskutieren, d. h. den unbewussten Einfluss des Autos auf unsere Vorstellung von Mobilität. Ian Walker stellt fest, dass wir die negativen Auswirkungen des Autos systematisch herunterspielen, was dazu führt, dass wir das Auto als normalen Bestandteil unserer Landschaft betrachten. Wir gehen davon aus, dass die öffentliche Strasse ihm gehört, warum sollten Fussgänger:innen sonst einen Knopf drücken müssen, um das Recht zu haben, sie zu überqueren?

Wir tolerieren Belästigungen durch das Auto, die in anderen Zusammenhängen als unentschuldbar gelten: Von drei Verhaltensweisen, die an stark frequentierten Orten beobachtet werden (Rauchen und andere dem Rauch aussetzen; laute Musik hören und andere dem Lärm aussetzen; Autofahren und andere den Abgasen aussetzen), werden nur die ersten beiden bissbilligt. In ähnlicher Weise wird das Auto immer als seriöses Verkehrsmittel dargestellt, während andere Verkehrsmittel mit Spielzeug gleichgesetzt werden, und in Filmen werden Helden bewundert, die beim Autofahren Risiken eingehen.

Auch in der Sprache sind wir an Perspektiven gebunden, die uns selten bewusst sind. Hält ein Unfallbericht fest, eine Fussgängerin sei unter einen Lastwagen „geraten", so erscheint der Lastwagen wie eine Naturgewalt. Die Rolle des Lenkers oder der Lenkerin wird ausgeblendet. Wird eine Strasse „gesperrt", so bezieht sich diese „Sperrung" meist auf den motorisierten Verkehr. Dabei wird übersehen, dass sich auf einer „gesperrten" Straße - wenn sie für Fussgänger:innen „offen" ist - viel mehr Menschen aufhalten können. Das Projekt Sprachkompass der Universitäten Bern und Wien geht solchen Mustern auf den Grund und soll aufzeigen, wie Sprache unsere Wahrnehmung von Mobilität prägt und unser Denken und Handeln beeinflusst.

Diese kulturellen und sprachlichen Verzerrungen, von denen auch die auch politischen Entscheidungsträger:innen nicht gefeit sind, nähren den autozentrierten Status quo. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, sich ihrer bewusst zu werden, um Veränderungen vorantreiben und die Mobilitätswende erfolgreich gestalten zu können.

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