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Flughafen Genf (AIG)

Le Grand-Saconnex (GE)

Erstellt am 09.12.2009
Aktualisiert am 27.11.2015

ÖV-Knoten am Terminal des Flughafens Genf (Foto: AIG) ÖV-Knoten am Terminal des Flughafens Genf (Foto: AIG)

Für die Erneuerung der Bundesbetriebskonzession hatte der Flughafen Genf bis 2001 Umweltauflagen für den durch Mitarbeiter und Passagiere verursachten Verkehr erfüllen. Ein hierzu umgesetzter Mobilitätsplan ermöglichte es, mit Parkplatzmanagement, Zuschüssen, Werksverkehren und besseren ÖV-Angeboten für Mitarbeitende den vorgegebenen Zielen näherzukommen.

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Pendler
  • Velo
  • Unternehmen
  • ÖV
  • Geschäft
  • Auto

Unternehmensgrösse

  • gross (ab 250 MA)
0 10 50 250
  • gross (ab 250 MA)

Anstoss

  • Aus eigenem Antrieb

Ausmass

  • Betriebsübergreifend
  • Betriebsintern

Managementsystem

  • Eigenständiges Mobilitätsmanagementsystem (MMS)
  • Integration in bestehendes Umweltmanagementsystem (UMS)

Raumtyp

  • Agglomeration

Unternehmensbranche

  • Verkehr und Logistik

Hintergrund

Tätigkeit des Unternehmens

Als unabhängige öffentlich-rechtliche Einrichtung nutzt und betreibt die Aéroport International de Genève (AIG) aufgrund einer Betriebskonzession des Bundes die Flughafeninfrastruktur. Neben dem Flugbetrieb ist der Flughafen auch ein Einkaufs-, Erlebnis- und Dienstleistungs-Zentrum. 2015 wurden am Flughafen Genf rund 15,1 Millionen Passagiere abgefertigt. Die Flughafenbetreiberin Aéroport International de Genève (AIG) beschäftigte 2015 1‘000 Personen. Die ca. 200 Unternehmen am Flughafen beschäftigten 2015 9‘500 Personen.

Standort / Rahmenbedingungen

Der Flughafen Genf liegt rund 4 km nord-westlich vom Stadtzentrum Genf in den Gemeinden Le Grand-Saconnex und Meyrin. 40% der Genfer Flughafenmitarbeiter kommen als Grenzgänger aus den französischen Nachbarregionen.

LV

Der Flughafen ist über ein recht gut ausgeschildertes lokales und regionales Velowegnetz erreichbar.

ÖV

Mit dem Zug ist der Flughafen vom und ins Genfer Zentrum fünfmal/Stunde in 6’ erreichbar. Weiter ist der Flughafen an 6 direkte Buslinien und 6 Linien mit naheliegenden Halten angeschlossen. Diese Busverbindungen sind jedoch für Mitarbeitende mit Früh- oder Spätdienst ungenügend. Die ÖV-Erschliessung von der Schweiz in die angrenzenden Regionen Frankreichs sind ungenügend

MIV

Der Flughafen ist direkt an die Autobahn A1 angebunden. Sämtliche Kunden-/Besucher- und Mitarbeiterparkplätze sind gebührenpflichtig.

Ausgangslage / Motivation

Verschiedene Aspekte waren für die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements am Flughafen Genf ausschlaggebend:

  • Erneuerung der Betriebskonzession 2001 durch UVEK/BAZL mit Umweltauflagen (Reduktion der durch den Mitarbeiter- und Passagierverkehr verursachten Lärm- und Abgasemissionen und Förderung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes).
  • Einbezug des durch den Flughafen verursachten MIV in das seit 1997 eingeführte Umweltmanagementsystem.
  • Ungenügende ÖV-Verbindungen für Mitarbeitende mit Früh- oder Spätdienst.
  • Die Notwendigkeit, den Flughafen gut erreichbar zuhalten. Zu den Hauptverkehrsstunden sind die Hauptanbindungen bereits voll ausgelastet und ist der Flughafen schwer erreichbar.
  • Parkplatzmangel auf dem Flughafengelände sowie wenig Optionen dieses Problem mit baulichen Massnahmen zu umgehen.

Das am Flughafen Genf eingeführte betriebliche Mobilitätsmanagement umfasst auf die Mitarbeitenden der AIG und der 200 am Flughafen ansässigen Unternehmen. 2015 beteiligten sich 105 Unternehmen am Mobilitätsmanagement. Sie beschäftigen 8‘000 Mitarbeitende am Flughafen.

Massnahmen

Stand: 2015

Mobilitätsmanagementsystem

Ab 2002 erarbeitet die AIG einen Mobilitätsplan, welcher jahr für Jahr ausgebaut wird. Der Mobilitätsplan ist in das bestehende Umweltmanagementsystem der AIG integriert.

  • Vorgehen: (1) Analyse Rahmenbedingungen (2) Mobilitätsbefragung MA (3) Verfügbarkeit/Qualität ÖV, Erschliessung Fuss/Velo (4) Erarbeitung von Pull und Push Massnahmen (4) Schrittweise Umsetzung.
  • Betreuung, Weiterentwicklung und Controlling durch Mobilitätsbeauftragte (50%-Stelle beim AIG).
  • Innerhalb der AIG erfolgte die Kommunikation über „Top Down“-Kampagnen. Die am Flughafen ansässigen Unternehmen wurden via Mailing, Broschüre und Veranstaltungen informiert.
  • Unterhalt einer Mitarbeiter-Website zum Mobilitätsmanagement des AIG (www.gva.ch/mobilite) am Flughafen und regelmässige Informationen zum Mobilitätsmanagement im der Mitarbeiterzeitung „23-05“, Intranet, Internet und Plakaten.
  • Zusammenarbeit mit dem Kanton Genf und Mitwirkung in der Arbeitsgruppe „MAPA - Mobilité Aéroport Palexpo Arena“.
  • Ziel bis 2020: 45% ÖV-Anteil beim Mitarbeiter- und Passagierverkehr.

Bauliche Massnahmen

  • Bereitstellung wettergeschützer Veloabstellplätze und einer Velopumpstation; Einrichtung von Garderoben mit Duschen (umgesetzte Massnahme)

Organisatorische Massnahmen / Anreize

  • Jährliche Öko-Mobilitätsprämie an MA, welche zu Fuss oder mit dem Velo kommen (umgesetzte Massnahme)
  • jährlicher Mobilitätsbeitrag an MA für Abo unireso, SBB-Streckenabos oder GA; P+R und alle Jahreskarten öffentlicher Verkehrsmittel (Busse, SNCF, etc.) (umgesetzte Massnahme)
  • Lobbyarbeit beim Kanton für bessere öffentliche Verkehrsangebote (umgesetzte Massnahme)
  • Finanzierung von Werkbuslinien für MA mit Früh- oder Spätdienst sowie unregelmässigen Arbeitszeiten als Ergänzung des öffentlichen Verkehrsangebotes (umgesetzte Massnahme)
  • Parkgebührenabonnemente; MA mit guter ÖV-Erschliessung erhalten kein PP-Abo. 2016 müssen 500 Mitarbeitende ihr Parkgebührenabonnement auf 60 h pro Monat reduzieren. (umgesetzte Massnahme)
  • für alle MA Abonnements für gelegentliches Parken bis zu 60 h pro Monat (umgesetzte Massnahme)
  • Werbung für Mitfahrbörsen (www.gva.ch/covoiturage) (umgesetzte Massnahme)
  • Werbung für Business Carsharing von Mobility; Abgabe von Mobility-Cards des AIG (umgesetzte Massnahme)
  • Zwei Umwelt-Projektleitende wenden etwa 25% Ihrer Arbeitszeit für den Mobilitätsplan auf (umgesetzte Massnahme)

Information und Bewusstseinsbildung

  • Teilnahme an „bike to work“; Routenpläne im Intra-/Internet; Abgabe von Flyern mit Routenplänen (umgesetzte Massnahme)
  • Informationen im Intra-/Internet; Broschüren, Pläne + Abfahrtszeiten (umgesetzte Massnahme)
  • Kommunikationskampagnen, die zur gemeinsamen Anreise im PW ermutigen (umgesetzte Massnahme)
  • Mobilitätswebsite auf Intra-/Internet www.gva.ch/mobilité (umgesetzte Massnahme)

Wirkungen

Verkehr

  • 17% (25% der AIG-Mitarbeitenden) der Mitarbeitenden am Standort nutzen ein bezuschusstes ÖV-Abonnement oder eine Öko-Mobilitätsprämie (Fussgänger- oder Velonutzende). Zwischen 2004 und 2009 stieg der Verkauf an ÖV-Abonnements oder Öko-Mobilitätsprämien um 38%.
  • 2014, haben mehr als 40'000 Personen oder 115 täglich den NPA-Pendelverkehr genutzt, was einer Zunahme um 38% gegenüber 2009 entspricht. Die Kosten pro Fahrgast blieben stabil.
  • Zwischen 2005 und 2014 ist der Mitarbeiteranteil mit Parkberechtigung um 9% gesunken (2005: 65% -> 2014: 56%). Seit 2007 ist dieser Anteil unverändert.
  • Modalsplit 2014: MIV 58%, Fahrgemeinschaft 2%, Motorrad 7%, ÖV 25% und Velo/zu Fuss 8% (Achtung: Wechsel der Erhebungsmethode)

Umwelt

  • Flughafenbedingte Abgasemissionen des Autoverkehrs: 98 t/Jahr NOx und 44‘750 t/Jahr CO2

Finanzen

Die Gesamtkosten der umgesetzten Massnahmen (Mobilitätsbeitrag an Mitarbeitende, Finanzierung von Werkbuslinien, Kommunikation und Analysen, ohne Lohn Mobilitätsbeauftragte) betragen jährlich mehr als CHF 1.6 Mio. Diese Kosten werden durch die Erhöhung der Parkplatzgebühren für die Mitarbeitenden mehr oder weniger gedeckt.

Gesellschaft

Die eingeführten Massnahmen zur Förderung der Velo- und ÖV-Nutzung werden von den Mitarbeitenden gut angenommen. Die Erhöhung der Mitarbeiter-Parkgebühren sowie die Einschränkungen bei der Vergabe von personenbezogenen PP-Abos für Mitarbeitende sind sehr unbeliebt.

Erfahrungen

Erfolgsfaktoren

  • Einführung der Werkbuslinien (Navettes) für Mitarbeitende mit Früh- oder Spätdienst
  • Massnahmen-Mix als Ganzes
  • Unterstützung durch Geschäftsleitung und weiterer Unternehmen am Standort
  • Zusammenarbeit mit dem Kanton Genf und den Transportunternehmen

Hemmnisfaktoren

  • Zunahme des Mitarbeiteranteils in von den TP ungenügend bedienten Gebieten
  • Unzureichende Entwicklung öffentlicher Verkehrsmittel, insbesondere für Grenzgänger und in ländlichen Gebieten lebenden Mitarbeitenden
  • Schichtarbeit zwischen 4 h morgens und 1 h nachts (86% der Mitarbeitenden arbeiten im Schichtbetrieb)
  • Grosses Areal und die zahlreichen Unternehmen wirkend hemmend auf die Kommunikation/Information des Mobilitätsplans

Auszeichnung

Weitere Informationen

Dieses Unternehmensbeispiel basiert auf der SVI-Studie 2004/045 "Mobilitätsmanagement in Betrieben Motive und Wirksamkeit" der ARGE synergo/Tensor (2008). Die Aufbereitung für die Beispiel-Datenbank auf Mobilservice wurde vom Bundesamt für Strassen ASTRA finanziert (2010). Die Aktualisierung und Übersetzung dieses Beispiels wurde mit der Unterstützung durch EnergieSchweiz ermöglicht (2015).

Weiterführende Links: