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Universitätsspital Genf HUG

Genf (GE)

Erstellt am 31.01.2018

Das Velotaxi bringt einen sicher und bequem vom Spital zu den ÖV-Haltestellen und zurück (Foto: HUG) Das Velotaxi bringt einen sicher und bequem vom Spital zu den ÖV-Haltestellen und zurück (Foto: HUG)

Das Genfer Universitätsspital zählt zu den grössten Arbeitgebern im Kanton. Mit der Entwicklung eines Mobilitätsplans wollte man Lösungen für die Parkplatzknappheit finden und die Lebensqualität der Mitarbeitenden verbessern. Mit Massnahmen, die den Fuss- und Veloverkehr sowie den ÖV fördern und Fahrgemeinschaften unterstützen, soll die Nachfrage nach Parkplätzen reduziert werden. Eine breite Kommunikationskampagne bewirkt, dass die Mitarbeitenden die Massnahmen positiv aufnehmen und selber aktiv werden.

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Pendler
  • Fuss
  • Velo
  • Unternehmen
  • ÖV
  • Geschäft

Unternehmensgrösse

  • gross (ab 250 MA)
0 10 50 250
  • gross (ab 250 MA)

Anstoss

  • Aus eigenem Antrieb

Raumtyp

  • Zentrum / Stadt
  • Agglomeration

Ausmass

  • Betriebsintern

Managementsystem

  • Integration in bestehendes Umweltmanagementsystem (UMS)

Unternehmensbranche

  • Gesundheit und Soziales

Hintergrund

Tätigkeit des Unternehmens

Das Genfer Universitätsspital (HUG) ist das erste Universitätsspital der Schweiz und der grösste Arbeitgeber des Kantons. Es zählt 11'148 Mitarbeitende in 180 Berufen und ist in den Bereichen Pflege, Bildung und Forschung aktiv. Von der Weltgesundheitsorganisation wurde das HUG in verschiedenen Bereichen zum Referenzspital erklärt.

Standort / Rahmenbedingungen

Das HUG umfasst acht öffentliche Genfer Spitäler und (seit dem 1. Juli 2016) zwei Kliniken (Joli-Mont und Crans-Montana). Ausserdem verfügt es über 40 ambulante Einrichtungen, die über den ganzen Kanton Genf verteilt sind.

Da das HUG diverse Notaufnahmen hat, müssen die Standorte rund um die Uhr erreichbar sein.

Die Standorte unterscheiden sich stark bezüglich Lage und Erreichbarkeit. Der Mobilitätsplan hat zum Ziel, die Situation aller Standorte zu verbessern. An den Standorten in der Innenstadt (u.a. am Hauptstandort Cluse Roseraie) gibt es eine ausgeprägte Parkplatzknappheit. Nicht nur PatientInnen und BesucherInnen mit eingeschränkter Mobilität haben Mühe, diese Standorte zu erreichen, sondern auch Mitarbeitende, die in Gegenden mit schlechten ÖV-Verbindungen wohnen und/oder von den Arbeitszeiten her beschränkte Möglichkeiten haben.

Für die Standorte in der Peripherie liegt das Hauptproblem in der Anbindung und der Häufigkeit der öffentlichen Verkehrsmittel.

LV

Grundsätzlich erlauben die Fuss- und Velowegnetze eine gute Erreichbarkeit der verschiedenen Standorte des HUG.

ÖV

Der Hauptstandort in der Innenstadt ist gut erschlossen mit Bus- und Tramlinien. Die anderen Standorte sind an den Buslinien der Genfer Verkehrsbetriebe. Die Fahrpläne und Häufigkeiten dieser Busse sind nicht optimal, besonders für das Ärzte- und Pflegepersonal, das sehr früh am Morgen oder spät am Abend arbeitet.

MIV

In der Innenstadt ist der Autoverkehr problematisch. Beim Hauptstandort Cluse Roseraie in der Innenstadt ist die Anzahl Parkplätze sowohl für PatientInnen, BesucherInnen wie auch Mitarbeitende ungenügend.

Ausgangslage / Motivation

Das HUG erfüllt alle Voraussetzungen, die einen Mobilitätsplan erfordern:

  • Sehr grosses Unternehmen
  • Die Aktivitäten sind auf mehrere Standorte verteilt, wobei der grösste in der Innenstadt liegt.
  • Betrieb während 7 Tagen pro Woche und 24h pro Tag
  • Erfüllung einer öffentlichen Aufgabe, was eine permanente Erreichbarkeit der Standorte erfordert
  • Das Personal kommt aus unterschiedlichen Richtungen, rund 40% von ausserhalb des Kantons.
  • Permanente bauliche Entwicklungen (neue Gebäude, Um- und Erweiterungsbauten)
  • Rechtliche Grundlagen (VSS Normen, kantonales Parkplatzreglement)

Diese Situation führt zu:

  • Problemen bezüglich Erreichbarkeit
  • Massivem Parkplatzmangel (über 12 Jahre Wartezeit für einen Parkplatz!)
  • Unterschiedliche Probleme, die bewältigt werden müssen (Arbeitszeiten rund um die Uhr, grosses Einzugsgebiet von Mitarbeitenden, Verschiebungen zwischen den Standorten etc.

Diese verschiedenen Aspekte waren Grundlage für die Erstellung des HUG-Mobilitätsplans. Der Mobilitätsplan betrifft alle Standorte des HUG, die Mitarbeitenden und Firmen sowie die PatientInnen und BesucherInnen.

Es finden regelmässige Kontakte statt (Arbeitsgruppen, informelle Treffen etc.) mit anderen grossen Institutionen und Unternehmen des Kantons (mit internationalem Flughafen Genf, IMAD, Kanton Genf, Rolex etc.). Ziel ist, Erfahrungen und gute Beispiele im Bereich Mobilität auszutauschen.

Massnahmen

Stand: 2017

Mobilitätsmanagementsystem

Die HUG entwickeln seit 2002 einen Mobilitätsplan, der Jahr für Jahr erweitert wird. Der Mobilitätsplan ist auf verschiedenen institutionellen Ebenen und in verschiedenen Arbeitsgruppen eingebettet. Die wichtigsten davon sind das Programm „Soziale und ökologische Verantwortung“ des Strategieplanes, die Vision 20/20 der HUG und die Gruppe Verkehr & Signalisierung.

  • Vorgehensweise: (1) Analyse der allgemeinen Begebenheiten / (2) Befragung zum Mobilitätsverhalten der Mitarbeitenden, PatientInnen und BesucherInnen / (3) Analyse und Vorschläge für konkrete Massnahmen / (4) Integration des Vorhabens ins Management des Unternehmens / (5) Integration des Mobilitätsplan in den Strategieplan „Soziale und ökologische Verantwortung“)     
  • Multidisziplinäre Arbeitsgruppe zum Thema Mobilität. Eine Person wird bestimmt, die für die operationelle Umsetzung der festgelegten Massnahmen verantwortlich ist.
  • Sichtbarkeit des Mobilitätsplans und Veröffentlichung auf dem Intranet und der Website zu Mobilitätsmanagement, Bekanntmachung über verschiedene Kommunikationskanäle (interne Zeitschriften, Intranet, Plakate)
  • Mobilitätsoffice (verantwortlich für E-Mail, Telefon, Intranet und Internet): persönliche Auskünfte zu Mobilitätsfragen für Mitarbeitende

Bauliche Massnahmen

  • Erstellung von fast 1‘500 gedeckten Veloabstellplätzen an allen Standorten. Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Kanton für den öffentlichen Bereich (umgesetzte Massnahme)
  • Angebot von bewachten, kostenpflichtigen Abstellplätzen im Zweirad-Parking Cluse-Roseraie (umgesetzte Massnahme)
  • Einrichtung einer frei zugänglichen Veloreparaturwerkstatt im Zweirad-Parking Cluse-Roseraie (umgesetzte Massnahme)

Organisatorische Massnahmen / Anreize

  • Veloreparaturdienst an den Standorten des HUG (Kooperation mit „Genf rollt“ und „le mécanicien volant“) (umgesetzte Massnahme)
  • Fonds zur Förderung von Velo- und E-Bike-Käufen (zinslose Kredite bis 3’000.- Franken) (umgesetzte Massnahme)
  • Zusammenarbeit mit Veloläden, die für die Mitarbeitenden des HUG Rabatte anbieten (umgesetzte Massnahme)
  • Empfehlungen für Velorouten zwischen den Standorten des HUG sowie zu den Bahnhöfen und wichtigsten P+R-Standorten der Region (umgesetzte Massnahme)
  • Einführung eines Velotaxi-Dienstes für PatientInnen und BesucherInnen (gratis während Bauarbeiten, wenn die Distanzen zu den ÖV-Haltestellen länger sind) (umgesetzte Massnahme)
  • Firmenbeiträge für Jahresabonnemente für den öffentlichen Verkehr in der Region (Unireso, SBB, SNCF, Grenzgängerbusse etc.), sowie P+R-/ P+B-Abos. Diese Beiträge erhalten nur Personen, die kein HUG-Parkplatz-Abo haben. (umgesetzte Massnahme)
  • Regelmässige Verhandlungen mit den ÖV-Anbietern (TPG, SBB, künftig RER Léman Express), um die Anbindung der HUG-Standorte zu verbessern: Linienausbau, Anpassung von Fahrplänen, Verbesserung der Zugänglichkeit für Personen mit eingeschränkter Mobilität etc.) (umgesetzte Massnahme)
  • Im Eingang des Hauptstandorts Cluse-Roseraie wird ein Bildschirm aufgestellt, welcher die aktuellen TPG-Abfahrtszeiten anzeigt (umgesetzte Massnahme)
  • Begrenzung der Kilometerentschädigungen für Reisespesen (Berücksichtigung von alternativen Angeboten: Shuttlebus, ÖV, Mobility, SBB, Velo etc.) (umgesetzte Massnahme)
  • Parkplätze am Standort Bell-Idée dienen als P+R für Weiterreise Richtung Cluse-Roseraie (umgesetzte Massnahme)
  • Gebührenpflichtige Parkplätze (Anpassung der Parkgebühren, Harmonisierung mit den Tarifen des Kantons) (umgesetzte Massnahme)
  • Vergabe der Parkplätze nach Kriterien, die spezifische Begebenheiten berücksichtigen (z.B. eingeschränkte Mobilität, berufliche und arbeitszeitliche Rahmenbedingungen, schlechte ÖV-Anbindung, Fahrgemeinschaften) (umgesetzte Massnahme)
  • Keine automatische Parkplatzvergabe aufgrund der Funktion von Mitarbeitenden (umgesetzte Massnahme)
  • Subventionierungen von ÖV-Tickets gibt es nur für Mitarbeitende ohne HUG-Parkplatz (Ausnahme: P+R am Standort Belle-Idée) (umgesetzte Massnahme)
  • Förderung von Fahrgemeinschaften und Priorisierung von regelmässigen Fahrgemeinschaften bei den HUG-Parkplätzen (nach strengen Kriterien, um Betrug vorzubeugen) (umgesetzte Massnahme)
  • Förderung von Fahrgemeinschaften über eine regionale Plattform in der Genferseeregion (Schweiz und Frankreich), gemeinsam mit 6 Partnerinstitutionen: http://www.covoiturage-leman.org (INTERREG-Programm) (umgesetzte Massnahme)
  • Mobility Carsharing Fahrzeuge, während Werktagen sind 4 Fahrzeuge für das HUG reserviert (65 Karten) (umgesetzte Massnahme)
  • Betriebliche Veloflotte (11 klassische Velos und 20 E-Bikes) an den Standorten des HUG (umgesetzte Massnahme)

Information und Bewusstseinsbildung

  • Förderung Fussverkehr: Verteilen oder Ausleihe von Schrittzählern, Verteilen von Fussgänger-Stadtplänen (umgesetzte Massnahme)
  • Organisation von zwei Veranstaltungen pro Jahr: die Europäische Mobilitätswoche (16. – 22. September), welche Teil ist der HUG-Nachhaltigkeitswoche sowie die HUG-Velobörse (im Frühling). Teilnahme an Bike to Work zwischen 2009 und 2013 (umgesetzte Massnahme)
  • Velo-Sicherheitskampagnen (Angebot für Velolicht und Registrierung bei „bicycode“) (umgesetzte Massnahme)
  • Kostenlose Reparaturworkshops während der Veranstaltungen (umgesetzte Massnahme)
  • Regelmässige Plakatkampagnen und Infostände im Personalrestaurant (Information, Austausch mit den Mitarbeitenden, Bekanntmachung eines Events oder einer Massnahme, Wettbewerb, Animationen, Vorführungen etc.) (umgesetzte Massnahme)
  • Prospekte, Karten und Kommunikationsmaterialien informieren über Velowege zwischen den verschiedenen Standorten des HUG, inkl. Zeitbedarf und Angebot an Veloabstellplätzen, Karte P+R mit ÖV- und Velo-Fahrzeiten bis zu den Standorten etc. (umgesetzte Massnahme)
  • Verteilen von Velokarten und Kommunikationsmaterial der Stadt und des Kantons (umgesetzte Massnahme)
  • Erstellung eines MobilHUG-Logos und Angebot von Give-aways (umgesetzte Massnahme)

Wirkungen

Verkehr

Gemäss den MobilHUG-Umfragen, welche 2013 und 2015 durchgeführt wurden, nutzen die Mitarbeitenden häufiger das Velo für ihren Arbeitsweg: 2013 nutzen 9% das Velo, 2015 waren es 16%. Die ÖV-Nutzung zeigt ebenfalls eine positive Tendenz (von 25% im 2013 auf 37% im 2015). Im 2013 nutzten 29% der Mitarbeitenden für ihren Arbeitsweg das Auto, im 2015 waren es 24%.

Seit der Lancierung der Massnahme im 2017 nahm die Anzahl der subventionierten ÖV-Abos jedes Jahr zu: im 2016 wurden 3’425 Unireso-Abos subventioniert, im 2007 waren es noch 1’677.

Seit 2010 wurden 150 zinslose Kredite für den Kauf von E-Bikes vergeben. Im 2016 wurden 338 Parkplatz-Abonnements für Fahrgemeinschaften ausgestellt.

Umwelt

Seit 2013 realisiert das HUG eine jährliche Ökobilanz. Gemäss dieser Ökobilanz werden 24.6% der Treibhausgasemissionen durch den Verkehr verursacht.

Finanzen

Das Programm „Soziale und ökologische Verantwortung“ und der Teilbereich „Mobilitätsplan“ wurden vom HUG realisiert, um einen Wandel zu bewirken. Dies beanspruchte beträchtliche technische, personelle und finanzielle Ressourcen.

Diese nur grob quantifizierten Ressourcen umfassen jährlich rund 3,25 Vollzeitstellen (1 Vollzeitstelle für den Mobilitätsplan), mehr als CHF 1'000'000 Investitionen und durchschnittlich mehr als 300'000 Betriebsbudgets. Der Mobilitätsplan kostete ohne Subventionen ungefähr CHF 150'000.

Gesellschaft

Aufgrund der prekären Parkplatzsituation fürchteten die Mitarbeitenden den Mobilitätsplan anfangs. Aber die Umsetzung der verschiedenen Anreiz- und Kommunikationsmassnahmen beruhigte die meisten. Heute sind die Mitarbeitenden gegenüber dem Mobilitätsplan positiv eingestellt.

Eine Online-Umfrage im 2013 ergab folgende Resultate:

  • 53% der befragten Mitarbeitenden haben mindestens einmal von MobilHUG-Massnahmen für ihren Arbeitsweg profitiert, besonders von den Unireso-Subventionen und den bewachten Zweirad-Abstellplätze.
  • 36% profitierten von den MobilHUG-Massnahmen für Dienstreisen.
  • 19% nahmen an einer Veranstaltung teil, die von MobilHUG organisiert wurde, v. a. Bike to work
  • Es ist nicht einfach die Leute zu überzeugen, aufs Autofahren zu verzichten, aber die Parkplatzknappheit und die Massnahmen und Anreizsysteme des Mobilitätsplans gaben einen Anstoss. Viele sind zufrieden mit dem Wandel.

Erfahrungen

Erfolgsfaktoren

  • Ambitioniertes Programm, Integration in das Programm „Soziale und ökologische Verantwortung“ des Unternehmens
  • Kommunikationsplan (Erscheinungsbild, Veranstaltungen, Internetseite, Informationsoffice)
  • Regelmässige Analysen und Umfragen erlauben eine bedürfnisorientierte Anpassung der Massnahmen (letzte Umfrage im 2017, wird aktuell ausgewertet)
  • Publikumswirksame Sensibilisierungsaktionen (Veranstaltungen, Animationen, Velobörsen)
  • Wichtige Investionen in Infrastruktur

Hemmnisfaktoren

  • Grösse des Unternehmens, Anzahl der Mitarbeitenden (es ist schwierig, alle zu erreichen, z.T. träge Governancestrukturen)
  • Ressourcenmangel (personell und finanziell)
  • Unregelmässige Arbeitszeiten rund um die Uhr (Hemmnis für Fahrgemeinschaften)
  • Sehr unterschiedliche und individuelle Ausgangslagen, komplexe Problematiken
  • Dringliche Aufgaben (schwierig, Kriterien anzuwenden)
  • Normen und Reglemente (Parkplatzquoten)

Auszeichnung

Weitere Informationen

Dieses Unternehmensbeispiel basiert auf den Beispielen der SVI-Studie 2004/045 "Mobilitätsmanagement in Betrieben: Motive und Wirksamkeit" (2008). Die Erarbeitung und Übersetzung dieses Beispiels wurde mit der Unterstützung von EnergieSchweiz ermöglicht (2017).

Weiterführende Links: