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MIWO – Mobilitätsmanagement in Wohnsiedlungen (mit Kurzbeispiel)

Erstellt am 06.03.2018

Direkte Zugänge für den Fuss- und Veloverkehr, geeignete Abstellanlagen und  attraktive Vorbereiche vor Wohnsiedlungen stärken die nachhaltige Mobilität (Foto: MIWO) Direkte Zugänge für den Fuss- und Veloverkehr, geeignete Abstellanlagen und attraktive Vorbereiche vor Wohnsiedlungen stärken die nachhaltige Mobilität (Foto: MIWO)

Drei Viertel unserer Wege beginnen oder enden an der Wohnungstür. Das Mobilitätsangebot in und um eine Wohnsiedlung ist für die Verkehrsmittelwahl der Mieterschaft deshalb sehr wichtig. Mit dem Beratungsangebot Mobilitätsmanagement in Wohnsiedlungen (MIWO) werden Schwachstellen im Mobilitätsbereich bei grösseren Siedlungen analysiert, das Potenzial aufgezeigt und Möglichkeiten für eine nachhaltigere Mobilität skizziert.

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Pendler
  • Gemeinden
  • Fuss
  • Velo
  • Einkauf
  • Freizeit
  • ÖV
  • Auto

Jährliche Betriebskosten

  • gering (bis Fr. 5'000.-)
0 5'000 20'000
  • gering (bis Fr. 5'000.-)

Investitionskosten

  • gering (bis Fr. 10'000.-)
0 10'000 50'000
  • gering (bis Fr. 10'000.-)

Raumtyp

  • Zentrum / Stadt
  • Agglomeration

Gemeindegrösse

  • < 5'000 Einwohner
  • 5'000 - 10'000 Einwohner
  • 10'000 - 20'000 Einwohner
  • > 20'000 Einwohner

Beispiele

Die Siedlung „Klosterbrühl“ in Wettingen

Die idyllisch angelegte Siedlung Klosterbrühl in Wettingen (Foto: MIWO) Die idyllisch angelegte Siedlung Klosterbrühl in Wettingen (Foto: MIWO)

Die idyllisch angelegte Siedlung Klosterbrühl in der Nähe des Bahnhofs Wettingen mit 127 Wohnungen stammt aus den frühen 50er Jahren. Die Küchen und Bäder sind Ende der 70er Jahre letztmals saniert worden. Viele Bauteile haben das Ende der Lebensdauer erreicht und müssen umfassend erneuert werden. Weil das Grundstück Platz für deutlich mehr Wohnungen bietet, hat sich die Eigentümerin, die Genossenschaft «Lägern Wohnen», für einen Neubau und eine Aufstockung um 100 Wohnungen entschieden. Damit kann ein besseres Aufwand-Ertragsverhältnis erreicht werden, was u.a. weiterhin günstige Mieten erlaubt. Im Rahmen des MIWO-Beratungsprozesses hat «Lägern-Wohnen» die Mobilitätsbedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner analysiert und Verbesserungsmöglichkeiten im Hinblick auf den geplanten Neubau vorgeschlagen.

Die Velo-Abstellplätze sind nicht gedeckt und verfügen über ungeeignete Velobügel (Foto: MIWO) Die Velo-Abstellplätze sind nicht gedeckt und verfügen über ungeeignete Velobügel (Foto: MIWO)

Die Analyse setzte sich aus drei Schritten zusammen:

  • Gespräch mit dem Geschäftsleiter der Genossenschaft «Lägern Wohnen» über die heutige Mobilitätssituation und über die zukünftigen Rahmenbedingungen für das Neubauprojekt.
  • Umfrage bei der Bewohnerschaft zum Mobilitätsverhalten mittels standardisiertem Fragebogen: 70 der insgesamt 127 Haushalte (55 %) haben teilgenommen. Die meisten Haushalte sind mit der vorhandenen ÖV-Erschliessung der Siedlung zufrieden. Hauptsächlich bemängelt wurde die Lage und Qualität der Veloabstellanlagen; die Velowegerschliessung im Umfeld der Siedlung und die Spielflächen wurden ebenfalls beanstandet.
  • Vorortbegehung: Die Schwachstellen punkto Mobilität wurden vor Ort erhoben und dokumentiert.

Die Resultate der Analyse mündeten in einen umfangreichen Massnahmenkatalog zur Verbesserung der von der Siedlung Klosterbrühl jetzt und in Zukunft induzierten Mobilität. Eine der wichtigsten Massnahmen im Rahmen der Neubauplanung ist die Verbesserung der Veloabstellanlagen. Diese sollen mehrheitlich bei den Hauseingängen der Neubauten platziert werden und ebenerdig beziehungsweise fahrbar zugänglich und gedeckt sein. Als Referenzgrösse für die Dimensionierung der Anlagen dienen neben den Vorgaben in der Bau- und Nutzungsordnung der Gemeinde Wettingen die Resultate der Befragung. Zusammen mit der Gemeinde soll die Möglichkeit geprüft werden, die neue Siedlung „autoarm“ zu gestalten, das heisst, die Anzahl Parkplätze unter die Richtwerte der VSS-Norm zu reduzieren und dafür entsprechende Massnahmen des Mobilitätsmanagements einzuführen, wie zum Beispiel die Platzierung eines Carsharing-Standorts von Mobility, die Abgabe von Mobilitätsinformationen beziehungsweise die Installierung einer kleinen Werkstatt für Veloreparaturen.

Die Siedlung „Im langen Loh“ in Basel

Die Basler Siedlung „Im langen Loh“ hat verschiedene Massnahmen im Bereich Mobilität bereits umgesetzt (Foto: MIWO)  Die Basler Siedlung „Im langen Loh“ hat verschiedene Massnahmen im Bereich Mobilität bereits umgesetzt (Foto: MIWO)

In der bald 100-jährigen Siedlung „Im langen Loh“ leben 398 BewohnerInnen in 186 Wohnungen. 40 % haben sich an der Mobilitätsumfrage beteiligt. Aufgrund der MIWO-Mobilitätsberatung wurden vom Vorstand verschiedene Ideen aufgegriffen, Aktivitäten angeschoben und teilweise bereits umgesetzt.

  • Kurzfristige Realisierung eines zweiten Mobility-Standplatzes zusammen mit der Nachbar-Genossenschaft
  • Aufbereitung spezifischer Mobilitätsinformationen für die siedlungseigene Website
  • Aufbau eines Anhängerverleihs zusammen mit zwei benachbarten Velogeschäften
  • Verbesserungen sind bei den Veloabstellanlagen in Planung.
  • Die Genossenschaft engagiert sich für die Umwandlung der angrenzenden Strasse in eine Begegnungszone.
  • Bei Sanierungsarbeiten werden keine Grünräume mehr für die Parkierung geopfert.

Für den Anhängerverleih hat sich eine „Verleihgruppe“ gebildet, welche für das Angebot verantwortlich ist (Foto: MIWO) Für den Anhängerverleih hat sich eine „Verleihgruppe“ gebildet, welche für das Angebot verantwortlich ist (Foto: MIWO)

Beschreibung

Hintergrund

MIWO ist ein von EnergieSchweiz, verschiedenen Kantonen (u.a. Kanton Aargau) und Städten finanziertes Angebot für Wohnbauträger und Gemeinden, das einen Mobilitätsberatungsprozess umfasst. Daraus resultieren siedlungsspezifische Massnahmenvorschläge für die nachhaltige Abwicklung der wohnungsbezogenen Mobilität. Das Angebot richtet sich an grössere Siedlungen mit in der Regel mehr als 50 Wohnungen, wobei die Beratung von bestehenden Siedlungen im Zentrum steht. In der Pilotphase nutzten 25 Siedlungsverwaltungen das MIWO-Beratungsangebot. Die systematisierten Erfahrungen wurden zu einem standardisierten Vorgehen zusammengefasst und in einem Handbuch dokumentiert.

Angebot

Der MIWO-Beratungsprozess hilft, die Mobilitätsbedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner besser zu verstehen und geeignete Massnahmen vorzuschlagen.

  • In einem Erstgespräch mit der Liegenschaftsverwaltung inklusive Hauswartung werden der IST-Zustand sowie die Rahmenbedingungen und wichtigsten Mobilitätsaspekte der Siedlung besprochen.
  • Im Rahmen einer Begehung werden die Schwachstellen punkto Mobilität dokumentiert.
  • Die Befragung der Bewohnerschaft zum Mobilitätsverhalten erfolgt mittels eines Fragebogens an alle Haushalte. Die Erfahrungen zeigen hohe Rücklaufquoten und interessante Anregungen.
  • Der Schlussbericht berücksichtigt alle Mobilitätsbereiche. Er dokumentiert die Analyse, enthält Massnahmen und skizziert Ideen für die Umsetzung.

Auf der Informationsplattform www.mobilitaet-wohnen.ch sind Arbeitshilfen, Empfehlungen und weiterführende Dokumente zusammengestellt sowie Best-Practice-Beispiele dokumentiert. Das skizzierte Massnahmenspektrum richtet sich an die wichtigsten Akteure im Mobilitätsberatungsprozess, an die Wohnbauträger einerseits und an die Gemeinde andererseits. Einige wichtige Themenfelder betreffen folgende Punkte:

  • Erschliessung von Wohnsiedlungen für den Fussverkehr:
    Fusswegnetz, Zugang zur Siedlung, Behindertengerechtigkeit, Treppen, Rampen, Handläufe, Abstellsituation für Kinderwagen und Aussenspielgeräte
  • Veloerschliessung und -parkierung in Wohnsiedlungen: 
    Erschliessung Veloverkehr, Situation für die Veloabstellung, Flächen- und Mengenbedarf, einfach zugänglich, witterungsgeschützt, diebstahlsicher.
  • Auto- und Motorradparkierung:
    Platzangebot, Kosten, Reglemente, öffentliche Parkierung und Verkehrsberuhigung im umgebenden Strassenraum
  • Carsharing und Fahrgemeinschaften:
    Nutzen von Car-Sharing, Evaluation von neuen Angeboten, Abklärung von Mobility-Standplätzen, Förderung von Fahrgemeinschaften, Kooperationen mit Taxi-Unternehmen
  • ÖV-Erschliessung:
    Erreichbarkeit von Zielen des täglichen Bedarfs, Gestaltung und Ausstattung ÖV-Haltestellen
  • Konflikte im Aussenraum:
    Aufenthalt zum Spielen vs. Zufahrt mit Velo und Auto
  • Weitere Mobilitätsdienstleistungen:
    Sharing Velo-Anhänger, Velopumpe, Reparaturwerkzeuge oder Werkstatt, siedlungsbezogene Mobilitätsinformationen und Kommunikationsmassnahmen, Infomappe Mobilität

Erfahrungen

Die Erfahrungen mit MIWO zeigen, dass im Bereich der wohnungsbezogenen Mobilität ein ungenutztes Potenzial besteht. An vielen Orten kann mit einfachen Mitteln das Angebot und damit die Zufriedenheit der Mietenden verbessert und deren Mobilität umweltschonend und energieeffizient organisiert werden. Durch die Bereitstellung verschiedener Mobilitätsangebote können Veränderungen im Mobilitätsverhalten der Mietenden unterstützt werden.

Wirkung

Umwelt und Energie

Mit der Umsetzung der verschiedenen Massnahmen der Infrastrukturplanung und des Mobilitätsmanagements wird darauf hingewirkt, dass von Wohnsiedlungen induzierte Fahrten vermehrt mit umweltverträglichen Verkehrsmitteln abgewickelt werden, was den Ausstoss von CO2 und den Energieverbrauch verringert.

Gesellschaft

Die Bewohnerinnen und Bewohner erhalten mit dem bereitgestellten Mobilitätsmanagement vor Ort ein Angebot, das ihnen Wahlmöglichkeiten zu Gunsten einer energieeffizienten und umweltschonenden Mobilität bietet. Sie können zudem ihre Mobilitätsbedürfnisse autoarm befriedigen und dadurch ihre persönlichen Mobilitätskosten, ihren Energieverbrauch und die Emissionen reduzieren.

Wirtschaft

Finanzielle Einsparungen werden erreicht, wenn bei geplanten Wohnsiedlungen mit den umgesetzten Massnahmen vor Ort gleichzeitig eine reduzierte Anzahl an realisierten Parkplätzen einhergeht. Durch die Förderung der Verwendung umweltverträglicher Verkehrsmittel steigt der Nutzen der Investitionen in die entsprechenden Verkehrsträger.

Werkzeugkasten

Vorgehen

Wie läuft ein MIWO-Projekt ab? (Quelle: MIWO-Flyer, Kurzvorstellung für Liegenschaftsverwaltungen, Gemeinden und Interessierte) Wie läuft ein MIWO-Projekt ab? (Quelle: MIWO-Flyer, Kurzvorstellung für Liegenschaftsverwaltungen, Gemeinden und Interessierte)

Das MIWO-Handbuch zeigt den Ablauf des Mobilitätsberatungsprozesses in vier Schritten auf:

  • Auftragserteilung: Zuständigkeiten, Ziele und Vorgehen
  • Erhebung Daten und Ist-Zustand: Gespräch mit Verantwortlichen, Begehung
  • Befragung der Bewohnerschaft zum Mobilitätsverhalten und zu den Bedürfnissen
  • Bericht und Massnahmenumsetzung

Finanzierung

Konzeption, Aufbau und die ersten Durchführungen des Beratungsangebots wurden von verschiedenen Bundesstellen, Kantonen und Städten unterstützt. Die Finanzierung des konkreten Angebots für künftige Siedlungen erfolgt im Rahmen eines Auftrags.

Marketing

Mobilitätmanagement in Wohnsiedlungen ist ein vergleichsweise neuer Ansatz, der in der Öffentlichkeit noch wenig bekannt ist. Kommunikationsmittel (Website, Flyer, Handbuch) liegen vor und werden periodisch ergänzt. Auf der MIWO-Website werden die Unterlagen angeboten.

Weitere Informationen

Weiterführende Links:

Kontaktadressen und Bezugsquellen:

  • MIWO Mobilitätsmanagement in Wohnsiedlungen
    c/o Fussverkehr Schweiz
    Klosbachstrasse 48
    CH-8032 Zürich

    Tel. 043 488 40 32
  • Samuel Bernhard, Co-Projektleiter MIWO
    bernhard Umwelt Verkehr Beratung
    Strassburgerallee 64
    CH-4055 Basel

    Tel. 044 430 19 31
  • Lägern Wohnen
    Christoph Bernet, Geschäftsleiter
    Etzelmatt 1
    CH-5430 Wettingen

Fragen Sie auch die Vertreter von Mobilservice Praxis Ihres Kantons um Rat.

Verantwortlich für die Ausarbeitung des Praxisbeispiels:

  • Kanton Aargau
    Departement Bau, Verkehr und Umwelt
    Abteilung Verkehr
    Karin Wasem
    Entfelderstrasse 22
    CH-5001 Aarau

Dokumente

Dokumente auf Deutsch

Dokumente auf Französisch