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Einfluss von Pop-up-Velowegen auf die Velopolitik

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Erstellt am 09.02.2021

Temporäre Veloinfrastruktur in Paris (Foto: Henri Garat) Temporäre Veloinfrastruktur in Paris (Foto: Henri Garat)

Die Corona-Krise hat das Mobilitätsverhalten stark beeinflusst. Die täglich mit dem Velo zurückgelegten Distanzen haben sich bis zum Ende der Kontaktbeschränkungen beinahe verdoppelt, während alle anderen Verkehrsmodi zurückgingen. Zahlreiche Städte haben auf diese Veränderung rasch reagiert und der aktiven Mobilität zusätzliche Flächen zugeteilt, nicht zuletzt auch um die notwendigen Hygieneabstände zu gewährleisten. Die Politik nutzte die Gelegenheit, um neue temporäre Veloinfrastrukturen aufzubauen und damit auch eine Debatte über die Aufteilung des öffentlichen Raums zwischen verschiedenen Verkehrsträgern anzustossen.

In der Schweiz wurden Pop-Up-Velowege (manchmal auch Corona-Velowege genannt) in den Kantonen Waadt und Genf schnell umgesetzt. Im Kanton Genf bestärkt die positive Bilanz die Behörden in der Umwandlung in dauerhafte Veloinfrastrukturen.
In Frankreich untersucht der "Club des villes et territoires cyclables" (Club der Velo-Städte und -Regionen) seit Juni 2020 den Umsetzungsstand von Veloinfrastrukturen, die durch die Corona-Pandemie ausgelöst wurden. Bis Mitte November wurden über 620 Kilometer Strassen zu Gunsten des Velos angepasst. Insgesamt 70 Städte und Gemeinden haben Massnahmen für die Velofahrenden ergriffen.

Welche Lehren können die Verwaltungen aus der Umsetzung von Corona-Velowegen ziehen? Erstens spielt die Gemeindegrösse eine Rolle für die Realisierung von temporären Veloinfrastrukturen. Städte verfügen dank einem grösseren Budget und rasch einsetzbaren personellen Ressourcen über mehr Mittel. Neben den technischen und finanziellen Ressourcen verweisen die befragten Behörden aber auch auf die notwendige Unterstützung von Politik und Bevölkerung, damit eine Umsetzung gelingen kann. Tatsächlich scheitert der Ausbau von Veloinfrastrukturen häufig an fehlender Akzeptanz, an der Herausforderung eines Konsenses unter den beteiligten Akteur*innen und an den Kosten für lediglich temporäre Massnahmen.

Von den befragten Städten und Gemeinden wünschen gegen 80% mindestens einen Teil der temporären Veloinfrastrukturen dauerhaft umzusetzen. Dazu beabsichtigen sie, die Erfahrungen während der Krise in zukünftige Projekte einzubauen. Man spricht auch von taktischer Planung. Die Methode beinhaltet, eine Veloinfrastruktur zunächst zu testen, mit den gesammelten Erfahrungen zu verbessern und nach Beendigung der Testphase definitiv umzusetzen. Die taktische Planung erlaubt damit generell eine bessere Akzeptanz von Umsetzungsvorhaben. Als Einwände gegen die Methode werden oft die hohen Kosten und die beschränkte Praktikabilität in Zeiten ausserhalb der Corona-Pandemie genannt.

Den Behörden mit der Absicht Pop-Up-Velowege umzusetzen, unterbreitet die französische Cerema im Leitfaden "Aménagements cyclables provisoires: tester pour aménager durablement" technische Umsetzungsempfehlungen. Auf Deutsch hat die niederländische Mobycon aufgrund ihrer Beratung des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg ein Handbuch "Temporäre Einrichtung und Erweiterung von Radverkehrsanlagen" zur Unterstützung von Städten und Gemeinden herausgegeben.

Die Erfahrungen mit Corona-Velowegen sollte die Verantwortlichen auch motivieren, temporäre und dauerhafte Massnahmen zu entwickeln, um potenzielle Velofahrer*innen für diese nachhaltige Fortbewegungsform zu sensibilisieren. Die Zukunft wird weisen, ob während der Pandemie umgestiegene Velofahrer*innen auch in Zeiten ohne Kontaktbeschränkungen weiterhin aufs Velo setzen und von den Veloinfrastrukturen profitieren werden.

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