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Konsultativgruppen Velo: Von und für Velofahrende konzipierte Projekte

Erstellt am 06.12.2007
Aktualisiert am 21.01.2015

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Pendler
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  • Velo
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  • Geschäft

Jährliche Betriebskosten

  • gering (bis Fr. 5'000.-)
0 5'000 20'000
  • gering (bis Fr. 5'000.-)

Investitionskosten

  • gering (bis Fr. 10'000.-)
0 10'000 50'000
  • gering (bis Fr. 10'000.-)

Raumtyp

  • Zentrum / Stadt
  • Agglomeration

Gemeindegrösse

  • 5'000 - 10'000 Einwohner
  • 10'000 - 20'000 Einwohner
  • > 20'000 Einwohner

Die Konsultativgruppe Velo einer Gemeinde dient als Schnittstelle zwischen Behörden und Velofahrenden, welche dort ihre Bedürfnisse und die kritischen Punkte im Veloverkehrsnetz vorbringen. Die Gruppe besteht aus Schlüsselpersonen aus Verwaltung, Polizei und den Interessensverbänden. Sie hat das Ziel, die Velonutzung in der betreffenden Gemeinde zu fördern, indem sie sich sowohl bei der Realisierung von städteplanerischen oder Infrastrukturprojekten wie auch Sensibilisierungskampagnen und Förderaktionen einbringt. Eine Konsultativgruppe kann in einer Stadt (Beispiele Lausanne und Morges) wie auch im Gemeindeverbund organisiert sein (Beispiel Lausanne West). Mobilitätsprojekte unter Einbezug von Konsultativgruppen haben oft eine höhere Qualität und geringere Kosten zur Folge. Veloförderung bedeutet, die Lebensqualität der Gemeinde, ihre wirtschaftliche und touristische Attraktivität, den Gemeinschaftsgeist sowie die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern. Diese Ziele lassen sich natürlich nur realisieren, wenn bei der Planung des öffentlichen Raums die Bedürfnisse aller NutzerInnen berücksichtigt und ein Dialog zwischen den Nutzenden und den Behörden organisiert werden. So können die Interessen der Velofahrenden schon vor oder während der Projektstudien integriert werden, um ihre Sicherheit und ihren Komfort zu gewährleisten.

Beispiel Lausanne

In Lausanne besteht die Gruppe Leichte Zweiräder (GDRL – Groupe Deux-Roues Légers) seit 1996. Ihr Ziel ist es, das Velofahren zu fördern, und zwar insbesondere auf der Grundlage der Ziele  und Prinzipien des kommunalen Richtplans, des Projekts der Agglomeration Lausanne-Morges und des Massnahmenplans zur Luftreinhaltung der Agglomeration. Konkret geht es darum, dank des direkten Beitrags der Velofahrenden bei der Realisierung von Strasseninfrastrukturen die Bedürfnisse des Langsamverkehrs im Alltag zu berücksichtigen.Es war in der Vergangenheit offenkundig, dass den spezifischen Bedürfnissen der Velofahrenden in Raumplanungsprojekten nur ungenügend Rechnung getragen wurde. Heute ermöglicht es eine vorhergehende Absprache zwischen den Velobenutzern und den Mobilitätsverantwortlichen in den Verwaltungen, einerseits die Projekte zu verbessern und andererseits den ganzen Prozess durch eine gute Verständigung im Voraus zu erleichtern. Dank dieser Dynamik konnten zahlreiche Veloprojekte in Lausanne realisiert werden, was eine Verdoppelung der Anzahl Velofahrenden zwischen 2002 und 2013 auf den neu gestalteten Strecken zur Folge hatte(siehe auch Kapitel Erfahrungen).

Beispiel Morges

Der Bahnhof ist von jedem Ort der Stadt in weniger als 10 Minuten per Velo (<2 km) erreichbar – ideal für den Veloverkehr im Alltag. Trotzdem werden mehr als 30 % der Wege von weniger als 3 km per Auto zurückgelegt und nur 2 % der täglichen Wege mit dem Velo. Ziel der Stadt ist es, ihre Infrastrukturen für Velofahrende signifikant zu verbessern, um den Anteil der mit dem Velo zurückgelegten Strecken zu erhöhen und auf diese Weise zusätzliche Kosten für Strasseninfrastrukturen, welche durch vermehrtes Verkehrsaufkommen entstehen, sowie Luftverschmutzung und Gesundheitskosten zu vermeiden. Die Velogruppe Morges (GVM –  Groupe Vélo Morges) besteht seit Juni 2007 und konnte schon Verbesserungen bei Projekten des kommunalen Richtplans bewirken. Zum Beispiel war eine Veloabstellanlage auf der Nordseite des Bahnhofs vorgesehen, welches aber der Nachfrage seitens Velofahrenden nicht angepasst war. Die Anlage konnte verbessert und noch 2007 realisiert werden. Die täglichen Probleme im Veloverkehr werden in der Gruppe ebenfalls diskutiert. So konnte beispielsweise das Problem der Kurzparkierung auf dem Velostreifen bei der Bahnhofstrasse durch eine Intervention der Gemeindepolizei gelöst werden.

Beispiel Lausanne West

Mit dem Ziel einer kohärenten Stadt-und Infrastrukturentwicklung haben die Gemeinden Bussigny-près-Lausanne, Crissier, Ecublens, Prilly, Renens, Saint-Sulpice und Villars-Sainte-Croix ein Raumentwicklungskonzept Lausanne West (SDOL) erarbeitet. Zusätzlich zu diesem Planungsdokument, welches zu konkreten Umsetzungen geführt hat, verfügt die SDOL über ein Büro bestehend aus mehreren Stadtentwicklungs- und Mobilitätsfachleuten. In Zusammenarbeit mit den Gemeinden führt das Büro interkommunale Studien zu Themen der Stadtentwicklung und Planung des öffentlichen Raums durch. Seit 2002 verfügt die SDOL über einen Delegierten für Langsamverkehr, welcher eine interkommunale Konsultativgruppe Velo unter der Bezeichnung „Groupe vélo de l’ouest lausannois“ ins Leben gerufen hat. Sie hat dieselbe Rolle und Zielsetzung wie die GDRL und GVM: Förderung einer koordinierten Zusammenarbeit zwischen den Behörden und Velofahrenden, indem eine Austauschplattform geschaffen wird, um die Stadtentwicklungs- und Infrastrukturprojekte der Gemeinden zu optimieren.

Beschreibung

Hintergrund

Die Verkehrs- und Städteplanung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat zu einem Ungleichgewicht zugunsten des motorisierten Individualverkehrs und auf Kosten anderer Verkehrsmittel geführt. Um die Balance wieder herzustellen, werden aktuell viele Anstrengungen zur Förderung des Langsamverkehrs unternommen. Eine verbesserte Koordination zwischen den Stadtplanungs- und Infrastrukturprojekten, die Interdisziplinarität, der multimodale Ansatz und das gemeinsam abgestimmte Vorgehen bilden heute die wichtigsten Instrumente der Behörden im Rahmen der Stadtplanung und Planung des öffentlichen Raums. 

Mit einer vorhergehenden Absprache zwischen Velobenutzenden und den für die Mobilität verantwortlichen Behörden konnten einerseits die Projekte verbessert werden und andererseits der ganze Prozess durch eine gute Kommunikation beschleunigt werden.

Angebot

Die Konsultativgruppe kann vier- bis sechsmal pro Jahr zusammenkommen. Damit Infrastrukturen geschaffen werden, welche den Bedürfnissen des Veloverkehrs Rechnung tragen, erörtert und erstellt die Gruppe im Voraus Auflistungen von „allgemeinen und punktuellen Begehren“, also eine Aufzählung von Problempunkten, welche Velofahrende vorgebracht haben und eine Lösung verlangen. Die Gemeinde stellt die geplanten Projekte vor, mit dem Ziel die Bedürfnisse der Nutzenden abzuholen und Anpassungen frühzeitig aufzunehmen. Ein Besuch vor Ort durch Gruppe ist alljährlich geplant. 
Institutionell ist die Groupe Deux-roues Légers de Lausanne (GDRL) an die Baudirektion angeschlossen. Sie besteht aus Vertretern von PRO VELO (Interessengemeinschaft von Velofahrenden), des VCS, des TCS sowie der Verwaltung (Strassen- und Mobilitätsdienst, Velofachstelle der Stadt, Polizeibrigade für Verkehrssicherheit des Polizeikorps, Direktion für Mobilität und Strassen des Kantons Waadt). Vorsitz und Sekretariat werden durch den Strassen- und Mobilitätsdienst betreut. Die Gruppe Velo Lausanne West wird durch das Büro des Raumentwicklungskonzepts Lausanne West geleitet. Die Gruppe setzt sich ebenfalls zusammen aus Interessenorganisationen und der Polizei. Jede Gemeinde delegiert einen technischen Verantwortlichen, welcher die zu diskutierenden Projekte im Kreis der Konsultativgruppe in den Raumentwicklungskonzept einbringt.

Erfahrungen

In Lausanne ermöglicht diese Gruppe eine Abstimmung der unterschiedlichen Interessen bei städtischen Raumplanungsprojekten, die den Langsamverkehr tangieren. Die Konsultativgruppe Velo kann bezüglich der für die Öffentlichkeit bestimmten Mittel für Information und Förderung konsultiert werden. So können alle mit Langsamverkehr oder Raumplanung verbundenen Projekte insgesamt beträchtlich verbessert und Impulse für deren Implementierung gegeben werden. Im Zuge dieser Entwicklung wurde im Jahr 2000 in Lausanne die Stelle eines Velo-Delegierten geschaffen. So konnte zwischen 2000 und 2013 (Stadt Lausanne, Observatoire de la mobilité, 2013):

  • die Anzahl Infrastrukturen für den Veloverkehr deutlich gesteigert werden, von ca. 12 km auf 55 km, 
  • der Velobenützung auf den neu gestalteten Strecken verdoppelt werden,
  • die Anzahl Veloabstellplätze von 300 auf 1'550 erhöht werden.

Durch verschiedene Förderungs- und Kommunikationsmassnahmen konnte die Öffentlichkeit in Lausanne auch für die Vorteile des städtischen Velofahrens sensibilisiert werden, so durch die Herausgabe einer Karte mit empfohlenen Velorouten, Zuschüsse beim Kauf eines Elektrovelos, interne Postverteilung bei der Baudirektion durch Velokurier, Teilnahme an der Mobilitätswoche und Unterstützung des Verbandes „Lausanne Roule“ (Lausanne rollt) bei der Gratisbereitstellung von Velos und Elektrovelos.  

Wirkung

Umwelt und Energie

Bessere Velo-Infrastrukturen sowie eine gute Kommunikation über attraktive Veloverbindungen können mehr Menschen motivieren, ihr Velo zu nutzen. Von den mit dem Auto zurückgelegten Wegen betragen 45% weniger als 5 km, was einer Velofahrt von 15 Minuten entspricht. Gemäss ASTRA liesse sich eine 15-%ige Senkung des CO2-Ausstosses erreichen, indem für kurze Strecken statt des Autos das Velo benutzt wird. Im Vergleich mit anderen Transportmitteln hat das Velo eine ausgezeichnete Energiebilanz, beansprucht sehr wenig Platz, ist leise und verursacht keine Luftverschmutzung.
Das koordinierte Vorgehen ermöglicht es, die spezifischen Bedürfnisse der Benutzer besser einzubeziehen und den Hebel bei der Kommunikation zu vergrössern. Die Velorouten werden attraktiver und bekannter, womit eine grössere Zahl von Leuten zum Velofahren motiviert werden können.

Gesellschaft

Die Konsultativgruppen verbessern den Dialog zwischen den Behörden und Velofahrenden. Einerseits schafft dies bei den Behörden ein verbessertes Verständnis der Bedürfnisse und Erwartungen der Velofahrenden und andererseits bei den Velofahrenden ein verbessertes Verständnis der Einschränkungen und Hürden, welche die Behörden bei der Planung beachten müssen. Letztendlich fördert dieser Dialog die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Interessegruppen, beispielsweise bei Kommunikationskampagnen. Das Velo ist ein Transportmittel mit dem Potenzial, die Gesundheit des Benutzers beträchtlich zu verbessern, denn der tägliche Velo- oder Fussweg ist das einfachste Mittel für eine mässige, aber regelmässige körperliche Aktivität. Mit der Motivation zur Velonutzung und zum Umsteigen auf das Velo bietet eine Gemeinde ausserdem eine weitsichtige Lösung im Kampf gegen Verkehrsstau, Lärm und Luftverschmutzung. Das Velo ist ein stadtverträgliches individuelles Verkehrsmittel, welches für kurze Strecken meist schneller als das Auto ist. Anwohner von Strassen mit hoher Verkehrsdichte oder die Schüler auf ihrem Weg zur Schule geniessen eine höhere Sicherheit, einen geringeren Lärmpegel und eine bessere Luftqualität.

Wirtschaft

Konsultativgruppen ermöglichen es, durch Beachtung aller Belange vor Baubeginn die Zahl von Einsprachen gegen die Projekte zu verringern, wodurch nachträgliche Planungs- und Umbaukosten entfallen. Eine Veränderung des Modal Splits zugunsten des Velos hat eine sparsamere Beanspruchung des öffentlichen Raums zur Folge: im Vergleich zu Auto-Parkplätzen kosten Velo-Abstellplätze 100mal weniger und beanspruchen bis zu 12mal weniger Platz. Die Planung und Realisierung neuer Veloverbindungen verursacht natürlich Kosten. Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus darf man aber erwarten, dass jede Verbesserung einer Veloroute auch das Image des Velos verbessert. 

Werkzeuge

Vorgehen

Die Einrichtung einer Konsultativgruppe Velo in einer Gemeinde und die nachfolgende Begleitung der Beschlüsse können grundsätzlich auf verschiedenen Wegen erfolgen, jeweils angepasst an die lokalen Bedingungen: Grösse der Gemeinde, Gemeindezusammenschlüsse, die mit dem Langsamverkehr befassten Ämter, Vorhandensein einer lokalen IG Velo usw. Einrichtung einer Konsultativgruppe Velo:

  1. Die Initiative dafür kann von der Gemeinde selbst, vom Kanton, von Vertretern der Velofahrenden (z.B. IG Velo) kommen.
  2. Vorbereitende Zusammenkunft: die Gemeinde und ein Vertreter der Velofahrenden betrachten gemeinsam die zu erörternden Projekte des Gemeindeplans, die Velorouten und Parkierungsmöglichkeiten. Sie stellen eine Liste örtlich definierter Begehren auf. Dies ist der Beginn der Partnerschaft.
  3. Erste Sitzung (Startmeeting), um die Arbeitsweise zu definieren und das Reglement der Arbeitsgruppe aufzustellen: Zweck, Zusammensetzung, Vorsitz und Sekretariat, Zuständigkeiten, Organisation, Verteilerliste für Sitzungsprotokolle. Im Prinzip liegen Vorsitz und Sekretariat im Bereich der Gemeindeverwaltung.
  4. Vorschlag für die Zusammensetzung der Konsultativgruppe Velo:
    - Vertreter der Verwaltung: Amt für Städtebau, zuständige Ämter für Strassen und/oder Mobilität, Polizeikorps, Velofachstelle (wenn vorhanden), für Mobilität zuständiges kantonales Amt.
    - Vertreter der Interessenverbände der Velofahrenden, z.B. IG Velo, VCS usw.
    - Vertreter weiterer Verbände: z.B. TCS.
  5. Die Gemeinde muss danach die Begleitung der während der Sitzung gemeinsam getroffenen Beschlüsse gewährleisten. Sie aktualisiert die Listen mit den kritischen Punkten, eingeteilt nach Dringlichkeit und Realisierbarkeit.

Finanzierung

Für die Einrichtung einer solchen Gruppe ist keinerlei Finanzierung erforderlich. Für VertreterInnen von Verbänden, die als technische Berater fungieren, können Entschädigungen vorgesehen werden.

Marketing

Im Vordergrund sollten vorwiegend Projekte stehen, welche der Initiative der Konsultativgruppe Velo zu verdanken sind. Das Marketing kann über die Medien, Werbeschriften, Plakate, die Website der Gemeinde, Anlässe wie die Mobilitätswoche usw. erfolgen. Alle Bevölkerungsgruppen sind an guten Velorouten und einem einwandfreien Netz dieser Verbindungen interessiert und davon betroffen. Eine Veloverbindung wird aber nur genutzt, wenn sie bekannt ist.

Weitere Infos

Weiterführende Links: 

Kontaktadressen und Bezugsquellen:

PRO VELO Schweiz 
Koordination Romandie 
Birkenweg 61 
3001 Bern 
 

Delegierter Langsamverkehr des SDOL 
Rue de Lausanne 35 
1020 Renens 
 

PRO VELO Région Lausanne 
Place de l’Europe 1b 
1000 Lausanne 
 

Kanton Waadt 
Guichet vélo 
Direction générale de la mobilité et des routes 
Avenue de l’Université 
1014 Lausanne